Was kann ICH tun? – mögliche konkrete Verhaltensänderungen und Aktivitäten

„I certainly never feel discouraged. I can’t myself raise the winds that might blow us or this ship into a better world.
But I can at least put up the sail so that when the wind comes, I can catch it“ (E.F Schumacher, 1979)


Einige Inspirationen für ein nachhaltigeres, minimalistisches und in diesem Sinne von materiellen Dingen freieres Leben, das dem Umwelt- und Klimaschutz dient und dass – davon bin ich als Autor des Webportals LebeLieberLangsam überzeugt – das eigene Leben sinnstiftender und intensiver macht:

Erst einmal erkennen, was überhaupt Sache ist:

  • Der eigenen Entfremdung von der Natur, dem eigenen Leben1 und den Wünschen und Träumen, die man z.B. als junger Mensch hatte, auf die Spur kommen – in diesem Sinne auch:
  • Die eigene Endlichkeit annehmen – und daraus schöpfend andere und neue Prioritäten setzen.

>> siehe dazu z.B. Ware, Bronnie (2015): 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden. Goldmann.


Die eigenen Glaubenssätze erkennen rund um

  • ‚Arbeitsplätze‘ als Totschlagargument (vgl. S. 323f.),
  • den vermeintlichem Wachstumszwang (vgl. S. 379ff. u. 391f.),
  • dem nie-nie-niemals funktionierenden bedingungslosen Grundeinkommen („Dann geht ja keiner mehr arbeiten“ | „Das ist nicht finanzierbar“ – Zu beiden Glaubenssätzen gibt es eine Reihe von Studien, die das Gegenteil nahelegen, vgl. Werner, Götz (2018): Einkommen für alle: Bedingungsloses Grundeinkommen – die Zeit ist reif, Kiepenheuer und Witsch, siehe auch Handbuch, S. 457)
  • dem HöherSchnellerWeiter-Dogma,
  • das tagtägliche Hamsterrad, welches das Leben zu leben vergessen lässt,
  • die ‚Werte‘ der Leistungsgesellschaft2 – und damit verbunden
  • das negative Menschenbild, dem zufolge den Menschen eigen sei, egoistisch und nur auf den eigenen Vorteil bedacht, also unsozial zu handeln und das ihn nur Gesetze bzw. die Angst vor Strafe einhegen3.


Außerdem

  • drüberstehen lernen, Reibungslosigkeit aufkündigen, ‚Nein‘ sagen lernen, bereit sein anzuecken,
  • das ewige Vergleichen mit ‚dem Nachbarn‘ unterlassen lernen,4
  • statt dessen den Vergleich mit der eigenen Person und der eigenen Geschichte suchen,
  • Trost- und Frust-Shopping sowie jegliches Süchteln als Signal begreifen, dass etwas im
  • eigenen Leben nicht stimmt – und selbiges ändern,5
  • niemals Dinge kaufen, weil jetzt alle sie haben, weil es zum ‚guten Ton‘ gehört, vermeintlich
  • Prestige bringt etc.,6
  • die Überzeugung pflegen, „dass das eigene Handeln nicht vom Ergebnis abhängt, sondern allein von dem, was man als richtig erkannt hat“ (Schnabel 2018, 58)7 – und
  • letztlich erfahren und erkennen, was für das eigene Leben sinnstiftend und wichtig ist – und was nicht. Durch ausprobieren (‚Trial & Error‘), durch lange Spaziergänge, durch eine Auszeit oder sogar mittels eines Sabbatical

Eine Beobachtung:
Wann immer Sie denken „Aber es ist doch so praktisch“ (oder diesen Satz von Anderen hören), sollte eine virtuelle Warnlampe in Ihrem Kopf angehen. Denn dieser Gedankengang ist nach meiner Erfahrung das Zeichen, dass der Gegenstand, das Produkt, die App etc. pp. locker verzichtbar ist. Es ging bislang auch ohne.

Überlegen Sie sich gut, ob Sie die App, Dienstleistung oder das Gerät, Produkt etc. in Ihr Leben lassen – es wird nicht nur ‚so praktisch‘ sein, sondern auch etwas kosten: Ihre Zeit, Ihre Energie,…8


Bleib erschütterbar und widersteh.
Peter Rühmkorf (1929-2008) – Titel eines Gedichts.

Details: Erläuterungen zu (1) bis (8)

1 Der Buddhist Manfred Folkers spricht hier von der „dreifache[n] Entfremdung des Menschen: von der Natur…, vom Mitmenschen … und von sich selbst (vgl. Folkers/Paech 2020, 79).

2 Existiert eine Leistungsgesellschaft in Deutschland?„Ein Versprechen liberaler Demokratien im globalen Norden lautet schließlich soziale Gerechtigkeit. Sie sind Meritokratien, behaupten also, gesellschaftliche Positionen würden allein auf individuellen Verdiensten basieren – so wie auf einem flachen Spielfeld“ (Prado 2020, 13). Dass das eine pure Illusion ist, macht Precht mit einem einzigen Satz überdeutlich: „Wenn heute in Deutschland pro Jahr 400 Milliarden Euro schlichtweg vererbt werden, ist der Begriff ‚Leistungsgesellschaft‘ kaum mehr als ein Euphemismus“ (2018, 115). Prado hingegen verdeutlicht im Weiteren, wie sehr es doch von (vor allem auch nicht-finanziellen) Privilegien abhängt, welche Chancen und Möglichkeiten man in seinem Leben erhält: „[Peggy] McIntosh beschreibt Privilegien als unsichtbaren Rucksack, man kann sie sich aber auch wie Puffer oder Rückenwind vorstellen. Privilegien sind historisch verankert, sie können sozioökonomisch oder materiell sein, sie können aber auch mit Geschlechtsidentitäten oder Gesundheit zusammenhängen, mit dem Wohn- oder Geburtsort, dem Nachnamen oder der Muttersprache – um nur ein paar zu nennen“ (Prado 2020, 13).

3 Wer sich hier angesprochen fühlt, dem sei das unlängst erschienene Buch von Rutger Bregman Im Grunde gut wärmstens empfohlen, in dem herausgehoben wird, das „[i]n Notsituationen … das Beste im Menschen zum Vorschein [kommt. Der Autor] kenne keine andere soziologische Erkenntnis, die gleichermaßen sicher belegt ist und dennoch gänzlich ignoriert wird. Das Bild, das in den Medien [über menschliches Verhalten] gezeichnet wird, ist dem, was [z.B.] nach einer Katastrophe tatsächlich geschieht, diametral entgegengesetzt“ (2020, 23; s.a. Abschnitt Glaubenssatz ‚Der Mensch ist im Grunde schlecht‘, S. 380ff.)

4 Zu dem „Frust des Aufwärtsvergleichens“ und zur „Selbstwertsteigerung durch Abwärtsvergleich“ s. Schnabel, Ulrich (2018): Zuversicht – Die Kraft der inneren Freiheit und warum sie heute wichtiger ist denn je. Blessing, 37f. Søren Kierkegaard meint: „Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit“ (zit. in Grün 2019, 33). Michael Kopatz macht daraus in seinen ‚Zehn Geboten zur Ökoerlösung‘ im „8. Gebot“ folgendes: „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus, Auto, Handy, noch sonst alles, was dein Nächster hat. Sei deinem Nachbarn ein Vorbild für Bescheidenheit. Zeig‘, dass man auch mit einem leichten Auto oder ohne Auto glücklich leben kann. Und sorg dafür, dass die Stadt in deiner Straße einen Parkplatz für Carsharing einrichtet“ (2019, 8); s.a. Aspekt Standards setzen, um Wirtschaft und Gesellschaft ökologisch zu entwickeln, S. 476.

5 Niko Paech hält fest, dass es „Ängste [gibt], die mit dem Wohlstand wachsen… [Diese] rufen nach Therapie oder zumindest emotionaler Kompensation. Es ist allzu naheliegend, auch diesen Bedarf systemkonform zu befriedigen, nämlich durch eine noch höhere Erlebnis- und Konsumdichte, die von allen Befürchtungen kurzfristig ablenkt, wenngleich sie diese langfristig nur verschärft“ (Folkers/Paech 2020, 157).

6 Der US-amerikanische Komiker Robert Quillen (1887-1948) steuert hier ein mittlerweile sehr bekanntes Bonmot bei: „Wir kaufen Dinge, die wir nicht brauchen, mit Geld, das wir nicht haben, um Leute zu beeindrucken, die wir nicht mögen“, auf Englisch: „Using money you haven’t earned to buy things you don’t need to impress people you don’t like“ (zit. in Goodreads o.J., Übersetzung folgt Hamm 2019, 16). Dazu der Soziologe Philipp Staab: „Beim Kauf geht es in Gesellschaften materiellen Überflusses selten nur um den Gebrauchswert von Produkten, sondern meist auch um deren Distinktionspotential, das heißt um die Möglichkeit, sich durch den Besitz knapper oder sozial spezifisch konnotierter Produkte symbolisch von anderen abzusetzen. Aus ökonomischer Sicht hat dies den Vorteil, dass Konsumbedürfnisse unerschöpflich und gebrauchswertunabhängig sind“ (2016, 75-76). Womit wir also über die Bedürfnisweckungsgesellschaft und nicht mehr über die Bedürfnisdeckungsgesellschaft sprechen.

7 Ulrich Schnabel beschreibt mit diesem Satz die „vielleicht stärkste Kraft“ (2016, 58) des Trägers des alternativen Nobelpreises (‚Livelihood Award‘) Sawadogo Yacouba, der jahrzehntelang unbeirrt gegen alle Widerstände und Rückschläge seiner Arbeit, das desertifizierte Land seines Heimatortes in Burkina Faso wieder erfolgreich in einen Wald und in fruchtbaren Acker zu regenerieren (siehe Abschnitt Bäume pflanzen/globale Aufforstung, S. 468, ab ‚Mitten in den Sahel-Zone‘, S. 470).

8 … und noch viel mehr: Was auch immer wir besitzen, es hat ausgesucht, bestellt/besorgt, bezahlt, aufgebaut, angebracht, benutzt, gepflegt, sortiert, geordnet, weggepackt, abgestaubt, gewartet, wiedergefunden, repariert, verkauft oder entsorgt, und vielleicht ersetzt sowie evtl. versichert oder vertraglich verlängert zu werden. Das sind eine Menge Handlungen, Zeit, Energie und Aufmerksamkeit, die da hinein gehen (vgl. Schlenzig 2017 u. Fields Millburn/Nicodemus 2017).


Chancen und Grenzen des eigenen Handelns:

Persönliches Handeln ist notwendig aber nicht hinreichend: Es bedarf einer neuen Politik.

So wichtig es ist, voranzugehen durch eigene konkrete Verhaltensänderungen, so richtig ist auch, dass wir damit allein das globale Problem selbstredend nicht in den Griff bekommen.

  • Mit unserem persönlichen Vorweggehen in Sachen Haltung, Konsumverhalten, Engagement können wir die Stimmung, Zeitgeist und unsere Umgebung mitprägen – und so den Boden mit vorbereiten für politische Maßnahmen.

Positiv:
Hans Joachim Schellnhuber, als renommierter Klimaforscher beteiligt an der Kohlekommission 2019 ist zwar ebenfalls ernüchtert vom Ergebnis der Kommission, hält dazu explizit fest:

  • „Ich sitze recht oft mit sogenannten Entscheidungsträgern zusammen, zuletzt als Mitglied der ‚Kohlekommission‘. Doch die Politik reagiert weniger auf gute Beratung [von Klimaforschern wie mir] als auf Stimmungen der Wähler und Debatten in den Medien. …
  • Was meinen Sie, wie wohl der Kohlekompromiss ausgesehen hätte, wäre nicht die Mehrheit der Deutschen laut Umfragen sogar zu persönlichen Opfern für den Klimaschutz bereit?“ (Haaf 2019).


Negativ:
Ottmar Endenhofer hebt hervor:

  • „Wenn das alles auf die Individuen, auf uns Einzelne abgewälzt wird, dann passiert doch das, was wir eh schon wissen: Einige werden was tun. Andere werden nichts tun. Deswegen ist ein CO₂-Preis so wichtig, weil erst durch den CO₂-Preis addieren sich die individuellen Anstrengungen aller auf“ (Nguyen-Kim 2019).


David Wallace-Wells:

  • „Es ist nie falsch, verantwortungsvoll zu leben, und es ist gut, wenn das Umfeld mitbekommt, dass einem dieses Thema wichtig ist. Letztlich wird so ja auch der Politik signalisiert, dass es eine Wählerschaft gibt, die sich eine konsequente Klimapolitik und verantwortungsvolles Handeln wünscht. Aber rein mathematisch ist es einfach so, dass individuelle Handlungen bei einer Krise solchen Ausmaßes kaum einen Effekt haben. Selbst eine globale Bewegung für Veganismus oder gegen Flugreisen würde nicht ausreichen. Was wir brauchen, ist eine ganz neue Politik“ (zit. in Schlüter 2019).


Graeme Maxton:

  • „Es ist ein weiterer Trick neoliberaler Ökonomen, den Menschen zu suggerieren, dass jeder Einzelne für die Umweltprobleme wie Klimawandel, Meeresverschmutzung und Artenschwund verantwortlich sei“ (2020, 72).


In diesem Sinne führt Mai Thi Nguyen-Kim aus:

  • Nur politische Maßnahmen können große Veränderungen bringen. Ohne diese politischen Maßnahmen, ohne diese großen kollektiven Veränderungen ist alles was wir so als Einzelpersonen machen – Radfahren, weniger Fleisch essen, wie auch immer – das ist [im weltweiten Maßstab] alles nur Pillepalle“ (Nguyen-Kim 2019).


Nicht nur die Politik, sondern auch die Industrie schiebt den Verbraucher*innen die Verantwortung zu:

  • „Die Konzerne … verweisen bei jeder Gelegenheit auf die Verantwortung der Konsumenten. Produziert werde doch nur, was der Verbraucher wolle und was auch gekauft wird. Doch so einfach ist das nicht. Die Industrie [in Deutschland] gibt schließlich pro Jahr mehr als 30 Milliarden Euro [bzw. weltweit mehr als 500 Milliarden Euro] für Werbung aus, damit die Menschen Dinge kaufen, die sie eigentlich nicht brauchen“ (Kopatz 2019, 12, vgl. ebd., 31).


Roy Scranton:

  • „Das eigentlich Problematische an … [– der Abwälzung der Klimafrage auf das Individuum – ] seien nicht die Empfehlungen, sparsam zu sein, weniger zu fliegen oder sich vegetarisch zu ernähren, was alles gut und schön sei, sondern vielmehr das Gesellschaftsmodell, auf dem solche Empfehlungen beruhen: Die ‚Vorstellung, wir könnten die Welt durch individuelle Verbraucherentscheidungen retten. Das können wir nicht‘“ (zit. in Foer 2019, 228).


Diese Vorstellung einer ‚Weltrettung durch individuelle Verbraucher*innenentscheidungen‘ ist definitiv falsch:

  • Notwendig ist bekanntlich nicht nur ein anders-konsumieren, sondern ein weniger-konsumieren. Das würde aber unter den derzeitigen wirtschaftlichen Bedingungen in die Rezession führen: Unsere Wirtschaft ist, wie sie aktuell aufgebaut ist, auf Überfluss angewiesen, um Wachstum zu generieren. Daher ist es mit kosmetischen Veränderungen oder eben einem anders-konsumieren nicht getan.

Und das bedeutet, dass Politiker*innen und Lobbyist*innen, die die Verantwortung für Klimaschutz auf das Individuum abwälzen, uns schlicht anlügen.

>> siehe auch Intro, S. 36f.


Wie schon im vorigen Was kann ich tun? – Haltung-Abschnitt (S. 168) angedeutet, ist es zwar großartig und hilfreich, voranzugehen, Nachhaltigkeit zu leben und durch die eigene Haltung idealerweise zu inspirieren, aber gleichzeitig hat jeder/jedem von uns ganz klar zu sein:

Wir werden das Klima nicht mit unserem persönlichen Konsumverhalten retten.


In Anlehnung an Adorno weisen auch Neubauer/Repenning darauf hin:

  • „Es gibt kein nachhaltiges Leben in einer nicht-nachhaltigen Gesellschaft“ (2019, 37).
…mehr

Selbstverständlich kann ich mein Dasein bis zu einem gewissen Grad in Punkto ‚Nachhaltigkeit‘ optimieren. Aber die Grenzen liegen spätestens dort, wo ich keinen Einfluss mehr habe z.B. bei der Nutzung meiner Steuergelder. Und da der Hebel des Steueraufkommens ungleich größer als mein individueller ist, sind meine Nachhaltigkeitsmöglichkeiten via Konsum und persönlichem Verhalten doch letztlich arg eingeschränkt. Also ist der o.a. Satz, den ich intuitiv abschwächen würde, alles in allem richtig.

Es bedarf systemischer Veränderungen:

  • „Sicherlich ist es großartig, wenn Menschen ein ökologisches Leben führen … – aber das wird nicht die Veränderung mit sich bringen, die wir brauchen in unserer heutigen Lage. Wir[, d.h. Luisa Neubauer und Alexander Repenning,] beschreiben das wie einen großen Raum, den wir vollgestellt haben mit fossiler Infrastruktur. Da ballern die Kohlekraftwerke und die Autos heizen über die Straßen und die Häuser werden geheizt mit alten Ölheizungen … und überall ballern wir diese Emissionen in die Luft in einer unglaublichen Summe. Und all das passiert um uns herum und da drin wandeln wir jetzt und halten uns auf. Und jetzt entscheiden wir uns, zu einen Ökostromanbieter zu gehen und unser Geld in einer nachhaltigen Bank anzulegen … und dann werden wir vegan und achten auf Plastik – und all diese Sachen passieren aber innerhalb von diesen Infrastrukturen, … die nach wie vor völlig ungehindert davon, was Du tust oder lässt, in ihrer eigenen Logik weiter funktionieren, d.h. wir machen es uns in unserer kleinen grünen Oase gemütlich innerhalb einer Welt, die durch diesen fossilen Kapitalismus angeheizt wird und die es überhaupt nicht interessiert am Ende des Tages, ob Du mit dem Fahrrad zur Arbeit fährst oder nicht… (2019a, ab Min 6).
  • „Die großen Veränderungen müssen systemisch sein. Lasst uns dafür sorgen, dass es normal ist, dass Produkte nicht mehr eingeschweißt werden“ (ebd., ca. 12:40).
  • Man sollte folglich nicht all seine Energie nur auf das eigene, möglichst richtige Verhalten fokussieren (vgl. ebd., Min. 12)

Der WDR5-Moderator Stefan Karkowsky bringt es auf die Formel: „Öffentlicher Protest ist sinnvoller als privater Konsumverzicht“ (zit. in. Kopatz 2019, 193). – Das bedeutet auch, dass man sich nicht angesichts des eigenen semioptimalen Lebensstils davon abhalten lassen sollte, sich zu z.B. per Teilnahme an Demos zu engagieren.


Eine Teilnehmerin an einem Vortrag von Michael Kopatz beschrieb es so:

  • „Ich kann mich richtig verhalten, also mit dem Bus fahren oder aufs Rad steigen. Doch wenn ich mir wünsche, dass die Radwege besser werden und die Busse häufiger fahren, muss ich die Verhältnisse ändern. Ich muss mich also einmischen, in die politische Diskussion gehen“ (ebd., 203).


Die ‚Privatisierung‘ der Verantwortung durch Industrie und Politik ist nicht statthaft, sondern definitiv zu viel verlangt, ja, geradezu gemein, wie der Schauspieler Hannes Jaenicke ausführt:

  • „Stell dir vor, du bist eine alleinerziehende Mutter, hast zwei Kinder. Denkst Du dann wirklich darüber nach, unverpackt einzukaufen…? Nein, Industrie und Politik müssen in die Puschen kommen. Das kann nicht an uns hängen bleiben – das kann nicht sein.“ (zit. in Klimaschutz Baustelle 2018)

Wir alle haben ein unterschiedliches Vermögen, auf die Welt zu reagieren und zu agieren und sind in sehr verschiedenen sozialen Umgebungen angesiedelt – vielleicht pflegen wir aktuell unsere Eltern?

Auch David Luys stellt in der tageszeitung dazu fest:

  • „Einer Hartz-IV-Empfängerin, die schon vor dem Ende des Monats jeden Euro zweimal umdrehen muss, vorzuwerfen, dass sie nicht ethisch korrekt konsumiert, ist an Zynismus kaum zu überbieten. So wird der Klimawandel auf das Individuum abgewälzt: Schuld ist nicht das System, schuld bist du. Das sorgt für Überforderung und Verzweiflung, bekämpft jedoch nicht den Klimawandel“ (Luys 2020, 6).

>> Kurz sei hier noch einmal darauf hingewiesen, dass die besagte Hartz-IV-Empfängerin gar nicht die Mittel hat, um eine überbordende CO2-Emissionen zu generieren – dieses ‚Vermögen‘ wächst mit dem Einkommen, vgl. S. 254f.


Kurz: Es kann nicht funktionieren, sämtlichen (Welt-)Bürger*innen abzuverlangen eine ‚aktive Freiwilligkeit‘ durchzuhalten.
Und selbst wenn wir das durchhalten würden – es würde nicht reichen… Auch der ehemalige Club of Rome-Generalsekretär Graeme Maxton weist

  • „ausdrücklich darauf hin, dass wir den fortschreitenden Klimawandel nicht verhindern werden, indem wir in der westlichen Welt plötzlich alle vegan leben oder nicht mehr fliegen. Dafür ist die Zeit viel zu weit fortgeschritten. Wir brauchen einen radikalen Wandel, der unser ganzes System verändert“ (2020, 17 u. 19).
  • „Auch wenn jeder in der gesamten EU – eine halbe Milliarden Menschen – möglichst nachhaltig leben würde – kein Fleisch, kein CO2, keine Einwegprodukte –, würde sich nahezu nichts ändern“ (2020, 71).


Mit einem Zitat von Jonathan Safran Foer möchte ich diesen Abschnitt beschließen:

  • „Die eigentliche Wahl, vor der wir stehen, ist nicht die, was wir kaufen, ob wir fliegen oder Kinder bekommen, sondern ob wir uns [als Gesellschaft] zu einem moralischen Leben in einer kaputten Welt verpflichten wollen, einer Welt, in der die Menschheit für ihr Überleben auf eine Art ökologische Gnade angewiesen ist.“ (2019, 234)

Fazit:

Der große Hebel liegt darin, die Politik anders zu gestalten – und für uns Nicht-Politiker*innen bedeutet das: Die Politik vor sich her zu treiben.

>> Der ehemalige Greenpeace-Chef Thilo Bode: „Der Konsument verändert gar nichts. Nur der Staatsbürger“ (2020, 92). Das ist politisch richtig – und doch ist es gut, im ‚Personal Life‘ voranzugehen.


Mit dieser Einschränkung kommen wir nun zu den…


Inspirationen für konkrete Verhaltensänderungen:

Top 1: Reiseverhalten ändern:

  • Nicht fliegen – stay grounded1, lebe terran!2 Wenn das nicht vorstellbar ist, dann nur alle paar Jahre (sorry!) für einen mehrwöchigen Reiseaufenthalt, die Flugreise stets bei Atmosfair, MyClimate3 o.ä. kompensieren (nicht toll, aber besser als nicht kompensieren, siehe S. 277f.) – und vor allem prinzipiell und ausnahmslos keine Kurztrips sowie keine Inlands- und sonstigen Kurzstreckenflüge, siehe Aspekt Klimakiller Flugverkehr, S.281f.
  • Kreuzfahrten unterlassen – insbesondere Kreuzfahrten mit Zubringer-Flügen ablehnen – das ist der ökologische Doppelschlag zzgl. des ethischen Problems der allzu oft unwürdigen Arbeitsbedingungen, siehe Aspekt Der ökologische Doppelschlag: Kreuzfahrten, S. 288ff.


Mobilitätsverhalten ändern:

Gerade als Städter*in: Kein eigenes Auto, Carsharing4, ÖPNV, Fahrrad, E-Bike (Pedelec), Lastenrad (Cargo-Bike), Deutsche Bahn (fährt im Personen-Fernverkehr mit 100% Ökostrom, vgl. Groll 2019)5,

  • kein SUV!
    (engl. ‚sport utility vehicle‘ – Sport? Sportlich zu nennen ist allenfalls der Ressourcenverbrauch der meisten Vehikel, die dieser Sparte zugerechnet werden.)
    • Ressourcen-, Platz- und Treibstoffverbrauch, massiv erhöhte Unfall- und Verletzungsgefährdung der nicht im Fahrzeug befindlichen Mitmenschen, Vermeidung von Aufrüstung im Straßenverkehr – und auch eigene erhöhte Unfallgefahr: „Besonders hoch ist das Risiko eines Überschlags für SUV, die einen hohen Schwerpunkt besitzen. 25 Prozent aller Todesfälle unter Insassen von Pkw und Minivans geschah durch Überschlag, doch in der Gruppe der SUV schnellt dieser Anteil auf 59 Prozent“ (Autobild, o.J.).6
  • SUV, Jeep, Landrover & Co sind eindeutige Statements: Sie offenbaren das komplett fehlende Umweltbewusstsein ihrer Besitzerin bzw. ihres Besitzers. Wer braucht so etwas? Eine Försterin? Ein Geologe? Das grenzt den Bedarf an solchen Autos in Deutschland auf eine niedrige dreistellige Zahl ein.

    Der Politologe Markus Wissen dazu:
    „Sie sitzen in ihren kleinen Panzern und zerstören Natur.“ (Kolb 2017)

    Katharina Thalbach:
    „SUV … bedeuten: Ich sitze in meinem Panzer und schütze mein Kind und haue alle um, die mir in den Weg geraten.“ (2020, 121)

    Greenpeace ergänzt:
    SUV seien „nicht gerade ein Auto, eher eine Kriegserklärung[,] … eine Kampfansage an andere Verkehrsteilnehmer, Inselstaaten und zukünftige Generationen.“ (zit. in Kopatz 2019, 31)
  • Jaaaa, das gilt letztlich auch für E-SUV!
  • Stefan Aykut, Juniorprofessor für ökologische Krisen (Uni HH) wirft die Frage auf:
    • „Ist es okay, dass manche Leute mit diesen riesigen Autos durch die Gegend fahren und dadurch viel mehr CO₂ [als Andere] produzieren?7

      Ist das noch private Freiheit, oder greift das schon in die Freiheit von anderen ein, weil die Umwelt verpestet und das Klima erwärmt wird?“ (Schmidt 2019).
  • Niko Paech beantwortet die Frage, inwieweit dies Teil einer privaten Freiheit sein kann, definitiv mit ‚nein‘ und schlägt vor, für künftige konstruktive Dialoge die Beweislast umzukehren:
    • „Wer gibt uns das Recht, in Deutschland noch Baugebiete auszuweisen, Sechsjährige mit Smartphones auszustatten und leistungslosen Wohlstand zu verteilen?“ (Folkers/Paech 2020, 222).
  • Und, durchaus mehr als eine Randbemerkung:
    • Elterntaxi vermeiden: Man tut seinen Kindern keinen Gefallen damit.

      Kinder gewinnen an Selbstbewusstsein, wenn sie selbstständig – ob allein, in Begleitung oder per ‚Laufbus‘ – zur Schule gehen. Und das ist doch der ‚Job‘ von Eltern: Hilfe zur Selbsthilfe – und ansonsten Loslassen.

      Damit gewöhnen wir die Kinder an die Pkw-arme Mobilitätszukunft, es werden Autoverkehre vermieden – und auch Unfälle, denn allzu schnell wird in diesen Tagen die Verkehrssituation vor Schulen unübersichtlich.8
Details: Erläuterungen zu (1) bis (8)

1 Stay grounded ist ein Netzwerk, dass „weltweit daran [arbeitet], den Flugbetrieb zu reduzieren und ein klimagerechtes Verkehrswesen aufzubauen“, s. https://de.stay-grounded.org/ (Abrufdatum 18.7.2021)

2 terran zu leben bedeutet, geerdet, bodenständig und ohne Flugzeug unterwegs zu sein. Das in Anlehnung an ‚vegan‘ und ‚Terra‘ (lat. ‚die Erde‘) kreierte Kunstwort ermöglicht es verneinungsfrei einen nachhaltigen Lebensstil zu beschreiben – oder darüber zu sprechen; vgl. https://www.terran.eco/ (Abrufdatum 18.7.2021).

3 Stiftung Warentest bewertete 2018 die Leistungen der verschiedenen Anbieter: https://www.test.de/CO2-Kompensation-Diese-Anbieter-tun-am-meisten-fuer-den-Klimaschutz-5282502-0/ (Abrufdatum 8.7.2020)

4 Ein Carsharing-Auto ersetzt bis zu 20 private Pkw (vgl. VCD 2020, 9).

5 Anmerkung zu „Die Bahn fährt im Personenfernverkehr mit 100% Ökostrom“: Das kann man so rechnen – sie „kauft für den Betrieb ihrer Fernzüge ausschließlich Ökostrom ein“ (Bittner 2020, 1) – aber der Gesamtkonzern DB bezieht seine Energie lediglich teilweise aus Ökostrom: Der Strommix der Bahn AG besteht immerhin zu 44% aus Ökostrom – neben Atom-, Gas- und Kohlestrom (vgl. Groll 2019). Bezieht man obige Angaben nicht mit ein, gilt für den Fernverkehr der DB pro Person: 32g CO2/km (vgl. VCD 2020, 10). Nicht uninteressant: Die Bahn „hat sich 2007 mehr als 400 Megawatt Leistung [und damit mehr als ¼] des 1.100-Megawatt-Kraftwerks gesichert“ (Schwietering 2020). Fairerweise ist hinzuzufügen, dass die BD „probiert [hat], aus dem ungeliebten Datteln-4-Vertrag herauszukommen. Und zuletzt hatte sie gehofft, dass der Kohlekompromiss das Aus für Datteln 4 bringen würde“ (ebd.). Die Bahn will 2038 sämtlichen Strom aus regenerativen Quellen beziehen (vgl. Rohwetter 2019, 30). Und: „Geschäftsreisende seien schon heute CO2-neutral unterwegs: Die Bahn kompensiert [zusätzlich zu o.g. 44%-Ökostromanteil ihre Emissionen“ (ebd.). Allgemein braucht man nur an die vielen Diesel-Loks und die Schenker-Logistik-Lkws der Bahn denken, um klar zu ziehen, dass der Gesamtkonzern derzeit alles andere als klimaneutral agiert.

6 Das eigene Risiko nimmt des Weiteren bei immerhin einem Viertel aller Frontalunfälle zu, d.h. bei Unfällen, wo „das Auto nicht auf gesamter Breite oder mit einem Großteil der Front auf ein Hindernis prallt, sondern nur mit einer Ecke der Front beispielsweise in einen Laternenmast oder Baum einschlägt“ (Lübbehüsen 2014).

7 Leider nur eine Fußnote wert: Im Juni 2020 wurde vom Kabinett (d.h. nicht vom Bundestag!) beschlossen, dass ab 2021 neu zugelassene Benziner/Diesel-Autos zwischen 96 und 115 g Co2/km wie bisher 2 Euro Kfz-Steuer pro Gramm über 95 g/km zu entrichten haben und Autos mit hohem fossilem Verbrauch ab CO2 = 116 g/km stärker besteuert werden. „Der Höchstsatz von vier Euro wäre zu zahlen, wenn das Auto mehr als 195 Gramm Kohlendioxid je Kilometer ausstößt. Das betrifft etwa größere SUV-Modelle wie den Mercedes GLS 580 oder den Porsche Cayenne“ (Knuf 2020). Ein ‚sparsames‘ Auto z.B. wäre derzeit eines mit 100 g/km = 10 EUR CO2-Steuer pro Jahr. Besagter Mercedes GLS 580 = 229 g/km = 229-95=134 g/km x 4 Euro = 536 Euro CO2-Steuer pro Jahr (vgl. Mercedes Benz 2020). Dies sind die Werte für die CO2-Steuer innerhalb der Kfz-Steuer, in die des Weiteren die unveränderte Hubraumsteuer eingeht.

8 In Norwegen gibt es im Umkreis um Grundschulen keine Autos mehr (und allgemein im Jahre 2019 auch keine getöteten Schüler*innen unter 16 Jahren), vgl. Aspekt Direkte Opfer des Motorisierten Individualverkehrs (MIV), S. 298.



Stromanbieter wechseln:

Das ist eine einmalige Aktion und geht in wenigen Minuten. Den Satz „Geiz ist geil“ aus dem Kopf streichen und zu einem ‚echten‘ Ökostromanbieter wechseln: Ein Unternehmen wählen, dass ausschließlich Ökostrom anbietet und nicht gleichzeitig auch Kohle- oder Atomkraftwerke1 betreibt. Die jährlichen, i.d.R. nicht besonders groß ausfallenden Mehrkosten als Spende bzw. perfekte Investition in die Zukunft Deutschlands und in die seiner Kinder betrachten. Es kommt immer der gleiche Strom aus der Steckdose, schon klar – aber ich entscheide, wer meine Kröten bekommt und damit investieren kann (und wer nicht).

Details: Erläuterungen zu (1)

Atomenergie ist aufgrund des großindustriellen Uranabbaus, der langen Transportwege sowie aufgrund der langen Bauzeit und des dort verbauten Betons nicht so CO2-frei wie gerne behauptet wird (vgl. Klein 2015, 172). Auf die Gefährlichkeit von Atomkraftwerken kann hier nicht eingegangen werden, doch stellte der Komiker Bill Maher beim Vergleich der Technologien fest: „Wissen Sie was passiert, wenn ein Windrad im Meer umkippt? Es macht platsch“ (zit. ebd.).

>> Wahlhilfe bietet Ökotest mit Stand 11/2018, siehe https://www.oekotest.de/bauen-wohnen/Oekostromanbieter-Wie-man-gute-erkennt_600763_1.html (Abrufdatum 24.7.2020)

  • Der Spiegel liefert im Juli 2019 eine Grafik, der zufolge die durchschnittlichen Strompreise für Haushaltskunden im Jahre 2018 wie folgt gestaltet waren:

Grundversorger, Standardtarif 31,47 ct/kWh | Grundversorger, anderer Tarif 29,63 ct/kWh | Tarif bei anderem Versorger 28,80 ct/kWh | Ökostromtarif 29,24 ct/kWh; als Quellen werden „Bundesnetzagentur, Finanztip“ angegeben.

  • Inwieweit in dieser Statistik echter Ökostrom gemeint ist, ist ungewiss – aber es ist klar:
    Ökostrom braucht in der Tat nicht oder nicht viel mehr zu kosten – und dessen Nutzung bringt eine Menge. Quasi nebenbei, in einer einmaligen Aktion, kann man seinen persönlichen CO2-Emissionen massiv runterfahren, durchschnittlich von 0,76 t auf 0,05 t, also quasi auf null (vgl. Gonstalla 2019, 111 u. Hage 2019, 15).
  • 2019 = 12,67 Millionen Personen beziehen Ökostrom (vgl. Statista 2019a).

Die Bank wechseln:

Z.B. zu EthikBank, GLS Bank, Triodos Bank, UmweltBank (alphabetische Reihenfolge!) – diese Banken nehmen i.d.R. höhere Gebühren und auch einen Grundbeitrag – aber im Ernst, die anderen Banken können meist nur deshalb tiefere Preise bieten, weil sie ethisch fragwürdig arbeiten (Disclaimer: Die aufgeführten Banken sind Beispiele – und keine Geschäftsempfehlungen: Ich kenne diese Banken bis auf eine nicht wirklich.)

  • Die Bank zu wechseln, kann, je nachdem,
    • wie man aufgestellt ist, oder,
    • ob man schon zuvor Online-Banking betrieb oder nun bei dieser Gelegenheit auf die Online-Ebene wechselt,
      mehr oder wenig aufwändig sein.
  • Es ist indes eine hochwirksame Maßnahme, die zudem nach außen strahlt – und sie ist eine einmalige Aktion.
  • Bei Abschluss von Rentenverträgen und sonstigen Fonds- bzw. Aktien-basierten Versicherungen extrem stark auf die Zusammensetzung dieser Fonds etc. achten – hier lauert die große Falle, dass unser Geld (wie eben auch bei einer konventionellen Spar-/Dispokredit-Bank) jahrzehntelang in Klimakillerbranchen rund um fossile Energien, unhaltbare Arbeitsbedingungen oder Kinderarbeit gesteckt wird – die o.g. Ökobanken bieten auch solche Versicherungen an, bestimmt ist auch hier nicht immer alles ideal, aber weniger schlimm ist es allemal.

>> siehe in diesem Abschnitt auch Aspekt Divestment, S. 480.



Rindfleisch vom Speiseplan verbannen:

  • besonders heftige Methan-Schleuder! „Es hat eine viermal so hohe CO₂[e]-Bilanz wie Geflügel- oder Schweinefleisch“ (Wintermantel 2019) – was am in CO₂-Äquivalente umgerechneten Methan liegt.
    • 1kg Rindfleisch = 13,3kg CO₂e | Geflügel 3,5kg CO₂e | Schwein 3,2kg CO₂e (vgl. ebd., s. a. ZAL 2017a)
      (Das ‚e‘ steht für ‚Äquivalente‘ – Methan etc. werden in die Klimaschädlichkeit von CO₂ umgerechnet, vgl. Abschnitt Die Physik des Klimawandels: Treibhausgase, S. 145).

>> Wasserverbrauch: Rind 15.415 l/kg Eiweiß | Huhn 4.325 l/kg Eiweiß | Schwein 5.988 l/kg Eiweiß (vgl. Fedrich 2020, 52)

  • Darmkrebs-Risiko!

siehe:

>> Tagesspiegel (2019): „Krebsforschung: Der Ursache von Darmkrebs auf der Spur“. in: Der Tagesspiegel, 27.2.2019, online unter https://www.tagesspiegel.de/wissen/krebsforschung-der-ursache-von-darmkrebs-auf-der-spur/24046994.html (Abrufdatum 30.6.2019)

>> Dörhöfer, Pamela (2019): „Krebsforschung Erreger in Milch und Rindfleisch begünstigen Entstehung von Krebs“. in: Frankfurter Rundschau, 27.2.2019, online unter https://www.fr.de/wissen/erreger-milch-rindfleisch-beguenstigen-entstehung-krebs-11808238.html (Abrufdatum 30.6.2019)

  • UNO-Einstufung von Fleisch:

    [R]otes Muskelfleisch von Säugetieren – also von Rind, Schwein, Schaf, Pferd und Ziege … [ist] als ‚wahrscheinlich krebserregend‘“ (Gruppe 2 = Acrylamid, Glyphosat) klassifiziert.

    Verarbeitete Fleischwaren wie Salami, Schinken, marinierte Steaks oder Brüh- und Bratwürstchen … [gelten] sogar als offiziell ‚krebserregend‘ [Gruppe 1 = höchste Stufe, in der auch Tabak und Asbest eingeordnet sind]… Auch dann, wenn sie aus Geflügelfleisch hergestellt wurden“ (Zinkant 2015).

    Wichtig zur Einordnung dieser Klassifizierung durch die Internationale Krebsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) der UNO:
    • „Krebserregend“ bedeutet NICHT, dass man auf jeden Fall Krebs bekommen wird. „Krebserregend“ bedeutet, dass der Stoff – in diesem Fall verarbeitete Wurstwaren – potenziell Krebs verursachen können.
    • „Wahrscheinlich krebserregend“ bedeutet NICHT, dass man wahrscheinlich Krebs bekommen wird. „Wahrscheinlich krebserregend“ bedeutet, dass der Stoff – in diesem Fall rotes Muskelfleisch vom Rind, Schwein, Schaf, Pferd und Ziege – nach derzeitiger Studienlage wahrscheinlich potenziell Krebs verursachen können. Dass diese zweithöchste Stufe alles andere als eine Entwarnung darstellt, wird verdeutlicht durch weitere Stoffe dieser Kategorie: Glyphosat und Acrylamid. (vgl. Verbraucherzentrale 2015 und Zinkant 2015)
  • Update Oktober 2019:
    Eine mannigfach von den Medien aufgegriffene (NutriRECS-)Studie gibt Entwarnung hinsichtlich des Krebsrisikos von rotem Fleisch. Doch letztlich weist diese Meta-Studie lediglich darauf hin, dass die Datenlage zur Frage ‚rotes Fleisch ja/nein?‘ alles andere als ideal ist – deshalb Entwarnung zu geben, geht reichlich weit (vgl. Ulmann 2019).

    So hebt die taz hervor, dass diese NutriRECS-Studie in der Fachwelt sehr umstritten ist: „Ernährungswissenschaftler widersprechen vehement“ (Burger 2019).
  • Mir persönlich erscheint letztlich die geltende (‚amtliche‘) und erst nach langen Diskussionen erfolgte Einstufung der UN verlässlicher, zumal der Ernährungsmediziner Martin Smollich … in der Zeit darauf hinweist, dass
    „einer der größten Sponsoren des NutriRECS-Konsortiums … A&M AgrifLife [ist], ein Lobbyverband der texanischen Agrarindustrie. Ein erklärtes Unternehmensziel: die Rinderzucht in Texas zu fördern“ (2019).


… Immer wieder gilt die Frage: „Wer hat’s bezahlt?“

  • Der Spiegel weist in diesem Sinnzusammenhang auf Ausführungen des Präsidenten der Europäischen Gesellschaft für präventive Medizin, Michael Sagner, hin:
    • „Der Experte verweist auf Studien der Weltgesundheitsorganisation [WHO], denen zufolge 80 Prozent der Gesundheit des Menschen vom eigenen Lebensstil abhängen, besonders der körperlichen Bewegung und der Ernährung. Nur 20 Prozent seien vorbestimmt. Herzinfarkte, Schlaganfall, Diabetes und Krebs seien [statistisch gesehen] in erster Linie durch eigenes Fehlverhalten verursacht. Auch durch falsche Ernährung und zu viel rotes Fleisch“ (Amann et al. 2013, 72).


Befrei‘ Dich aus der Grillzange!

Vegetarisch (‚Alles was mal Augen hatte‘) oder sogar vegan leben:

…und wem das nicht erstrebenswert erscheint:

  • Bioland- oder Demeter-Biofleisch kaufen (Tierwohl, Antibiotika(-resistenzen), Arbeitsbedingungen, F) bis 4´(4
  • siehe Abschnitt Fleisch, Fisch & Ernährung, S. 549ff.),
  • der ärztlichen Empfehlung folgen: nicht mehr als 600g pro Woche inkl. Wurst = 31kg pro Jahr statt des deutschen Durchschnitts 60 kg1 (vgl. Spiegel 2017) und
    • deutlich weniger Fleisch essen, Fleisch- und/oder Fischtag (wieder) einführen.
      (Dann schlägt der Kauf von Biofleisch und Biofisch auch nicht aufs Portemonnaie, s.u. Aspekt Perspektive beim Fleischkauf wechseln, S. 183)
  • Anregung: Zu welcher Mahlzeit würden wohl die meisten Menschen Fleisch vermissen? Jonathan Safran Foer meint, es sei das Abendessen, daher schreibt er:
    „Keine tierischen Produkte zum Frühstück und Mittagessen zu konsumieren, spart jährlich 1,3 Tonnen [CO₂ pro Person]“ (2019, 117).
  • Statistiken von der Facts-Seite der Film-Doku Cowspiracy (2014):
    • Land, das benötigt wird, um eine Person ein Jahr lang zu ernähren:
      vegan = 674 qm | vegetarisch = 2.023 qm (=Faktor 3) | Fleisch-essend = 12.141 qm (Faktor 18) (vgl. Anderson/Kuhn 2019)

      „A person who follows a vegan diet produces the equivalent of 50% less carbon dioxide, uses 1/11th oil, 1/13th water, and 1/18th land compared to a meat-lover for their food“ (ebd.).

      Auf 6.070 qm können 170kg tierische Lebensmittel produziert werden.

      Auf 6.070 qm können 16,8t pflanzliche Lebensmittel produziert werden (Faktor 44) (ebd.).

>> vgl. Aspekt Weitere Zahlen zum Thema ‚Fleisch & Treibhausgase‘, S. 552.

Details: Erläuterungen zu (1)

1 Omnivore (biologischer Fachausdruck für Allesesser/Allesfresser) verzehren in Deutschland statistisch gesehen durchschnittlich: 35,67kg Schwein | <10kg Rind | 13,19kg Geflügel (vgl. Börnecke 2019)

  • „Aus sieben Kilogramm Soja lassen sich rund 14 Kilogramm Tofu herstellen, dessen Nährwert dem von Fleisch entspricht. Das heißt, mit Tofu bekommt man 14-mal mehr Menschen satt als mit Fleisch. Man kann sich das ungefähr so vorstellen: Petra lädt 14 Freunde zu einer Grillparty ein. Einer davon bringt sein Steak mit. Dessen Herstellung war ungefähr genauso aufwendig wie die der Tofu-Burger aller übrigen Gäste“ (Kopatz 2016, 101).
  • „Nahezu 70 Prozent der direkten Treibhausgasemissionen unserer Ernährung sind auf tierische Produkte zurückzuführen“ (Kopatz 2019, 148).
  • Auch eine Zahl:
    Wer „rund 60 Kilogramm Fleisch im Jahr [isst]… kommt [statistisch gesehen] auf 1.000 Tiere in seinem Leben“ (Abé 2019, 31).
…mehr

Geo kommt auf die Zahl 748 Tiere („661 Hühner, 45 Schweine, 31 Enten, fünf Gänse, drei Schafe und drei Rinder“ (2020, 109), die ein 80-jähriger Mann statistisch gesehen gegessen hat – möglicherweise kommt hier zum Tragen, dass der als Beispiel angeführte Mensch in seiner Jugend generationsbedingt weniger Fleisch auf dem Teller hatte.

  • Absurd und abgründig:
    „Wir lieben unseren Haushund und legen gleichzeitig Billigwürstchen aus martialischer Tierhaltung auf den 800-Euro-Grill“ (Kopatz 2019, 12).

    2018 gaben deutsche Verbraucher*innen 1,21 Mrd. Euro für Grillgeräte, -brennstoffe und -zubehör aus (Statista 2019b).
    2014 waren es für Biofleisch 244 Millionen Euro (vgl. Kopatz 2019, 161).

    „Haustiere werden wie ein Teil der Familie behandelt…, sind allgegenwärtiger Begleiter, Spielkamerad und nicht selten Gesprächspartner. Tiere empfinden Schmerzen, träumen, streiten, kuscheln, ängstigen sich. Dasselbe gilt auch für Schweine. Da macht der Deutsche aber einen Unterschied. Da haut er das Schnitzel für einen Euro in die Pfanne. Das ist gelebte Schizophrenie“ (ebd., 29).
Details: Apropos Haustiere

Apropos Haustiere: Auch diese haben CO2-Bilanzen, die – wem sonst – den Bilanzen der Besitzer*innen hinzu zu addieren sind. Beispiele: „Small Dog with LowLife Expectancy (7.5 kg, 8 years)“ = insgesamt 3 t CO2e | „Big Dog with HighLife Expectancy (30 kg, 18 years)“ = insgesamt 19 t CO2e (vgl. Yavor et al. 2020, 10) | Eine Studie aus der Schweiz nennt Werte für Katzen (0,39 t CO2e pro Tier pro Jahr) und Pferde (3,1 t CO2e pro Tier pro Jahr) (vgl. Bader 2020).

  • Gern übersehen:

    „Wenn für mein Steak Menschen in Bangladesch ertrinken oder [Wild-]Tiere am Amazonas verbrennen, wird die Bedrohung sehr konkret“ (Klarmann 2019, 64).
  • Derzeit werden 80% der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Zusammenhang mit Fleischproduktion genutzt. Daher sind Veränderungen hin zu einer weniger Fleisch-lastigen Ernährung sowohl ein wichtiger Hebel
    • für die gelingende Ernährung der sich bis 2100 bei 11 Mrd. Menschen einpendelnden Weltbevölkerung (vgl. Abschnitt Gute Nachricht: Weltbevölkerungsentwicklung, S. 613f.) als auch
    • für eine globale Reduktion von CO₂-Emissionen und sonstiger Umweltbelastungen inkl. Entwaldung (vgl. Weindl et al. 2017 u. GN 2019).
  • Umgekehrt wird in Weindl et al. festgestellt, das
    „sich die durch Landnutzungsänderung [= Rodung für Weiden und Plantagen] entstehenden Kohlenstoffemissionen um fast 80 Prozent senken ließen, wenn die Menschheit ihre Ernährung bis 2050 auf einen Anteil von 15 Prozent tierischer Kalorien umstellt“ (Mast 2019).
  • Nicht vorenthalten möchte ich an dieser Stelle Rezos gewohnt-treffendes Statement zu Massentierhaltung:
    • „[N]ach meinen christlich-humanistischen Werten und meinem Anspruch auf logisch-konsistente Ethik ist es nicht gerade der coolste Move, wenn Kinder ihren Eltern nach der Geburt entrissen werden, Neugeborene in Kammern vergast und lebendig zerschreddert werden, die Überlebenden durch psychische Zerfickung teilweise zum Kannibalismus getrieben werden oder ihr Leben lang bewegungsunfähig in Dunkelheit verbringen – und das alles nicht vereinzelt ausgeführt wird, sondern strukturiert in einer hundertmilliardenfachen systematischen Tötungsmaschinerie“ (Rezo 2019).
  • Anzahl von Vegetarier*innen und Veganer*innen in Deutschland:
    Vegetarier*innen = 6% (5 Mio Menschen) | Veganer*innen = 1% (827.000 Menschen)

    „Vegetarisch ernähren sich laut dem Ernährungsreport [2019] sechs Prozent der Deutschen, vegan lebt demnach nur ein Prozent. Unter den 14- bis 29-Jährigen ist der Anteil der Vegetarier mit 11 Prozent am höchsten“ (Mumme 2019).
  • Vegetarische Wurst besteht oftmals zu einem hohen Anteil Hühnerei-Eiweiß – was die Klimabilanz gegenüber rein pflanzlicher veganer Wurst deutlich schmälert.
    Auch ist die Frage aufzuwerfen, wo dieses Hühnerei-Eiweiß erzeugt wurde – und wie es um die Haltungsbedingungen bestellt ist (vgl. Aspekt Das Thema ‚Eier‘ auf der Reihe haben, S. 187).
  • Fleischersatzprodukte vermeiden, die im Unterschied zu einer Tofu-Bratwurst den Biss und den Geschmack von Fleisch imitieren.
    • „Studien belegen eine bessere Ökobilanz der [imitierenden] Veggieburger gegenüber Fleischprodukten. Die Inhaltsstoffe indes trüben die Bilanz merklich ein“ (Klawitter 2019, 73). Weiter zitiert der Spiegel den Mediziner Matthias Riedl: „‚Das sind Produkte aus dem Chemielabor‘. Ihren Geschmack erhielten sie durch Salz, Zucker, Fett und Aroma. ‚Der Nimbus der pflanzlichen Ernährung trügt… Das ist Astronautennahrung, als Bulette kaschiert und nicht wirklich gesund‘“ (ebd.).
  • Wenn es darum geht, Rind vom Speiseplan zu verbannen, geht es auch um die Reduzierung von Milch bzw. Milchprodukten – denn diese stammen nun mal von den tierischen Methan-Schleudern:
    • Die 13 größten Milchunternehmen der Welt = 338 Mio t CO2e (2017) = +11% innerhalb von 2 Jahren | Der Staat ‚Spanien‘ insgesamt = 344 Mio t CO2e (2017) (vgl. IATP 2020 u. Climatewatchdata 2020)
  • Wenn vegan, dann möglichst ohne sog. Superfoods – mit diesen exotischen Superfoods wird die eigene CO₂-Bilanz, die ohne tierische Produkte ja eigentlich relativ gut aussehen könnte, anderweitig relevant belastet, vgl. Açaí-Berre (Brasilien), Cashewnüsse (Brasilien), Chia-Samen (Lateinamerika), Goji-Beeren (Südostasien), Maqui-Beere (Anden), Moringa (Indien) und Quinoa (Anden)… sowie Avocado (ursprünglich Lateinamerika).
    • Ernte 1 kg Avocado = 2,5 Stück = 1.000 Liter Wasser | Ernte 1 kg Tomaten = 170-180 Liter Wasser (Raether 2019); Avocados kommen wie die meisten Superfoods aus Gegenden, in denen es ohnehin wenig Wasser gibt: „In Mexiko werden jedes Jahr bis zu 4.000 Hektar Wald illegal gerodet, um Avocadoplantagen anzulegen. 80 Prozent des knappen Trinkwassers fließen dort in die Landwirtschaft“ (ebd.).
    • Der Begriff ‚Superfoods‘ ist übrigens nicht geschützt (vgl. Umweltnetz Schweiz 2018). Daneben gibt es vielfach Hinweise auf erhebliche Belastungen durch Schadstoffe. Die Nutzung von Superfoods wird auch nicht besser, wenn man sie in Tablettenform zu sich nimmt.
  • Wie sich aus diesem Buch ergibt, gilt, dass die Rechnung – auch ohne die Ernährung mit Superfoods – „vegan leben, also kann ich fliegen“ nicht aufgeht.

>> zu Superfoods siehe auch: „Superfood: Hype um Früchte und Samen“, 2019, online unter https://www.verbraucherzentrale.de/
wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/superfood-hype-um-fruechte-und-samen-12292
(Abrufdatum 2.2.2020)

  • Fleischkonsum genau analysieren und sich ‚ehrlich machen‘: Die oft gehörte Aussage „Wir essen selten Fleisch und wenn, dann Bio“ – und dann regelmäßig im Restaurant Fleischmahlzeiten bestellen ist: Selbstbetrug.
    • Das gleiche gilt für die Aussage „Wir kaufen nur beim Schlachter unseres Vertrauens und der kennt den Bauern“ – zumindest sollte man sich hier genau informieren, wie die Haltungsbedingungen konkret sind und vor allem wo bzw. wie die Schlachtung erfolgt.



Perspektive beim Fleischkauf wechseln:

  • Biofleisch ist nicht teuer: Der hier aufgerufene Preis ist der reale/realistische Herstellungs- bzw. Verkaufspreis für Fleisch1 (vgl. Fisch), wenn kein Schmu betrieben werden soll.2

    Konventionelles Fleisch zu kaufen ist Tierquälerei, fördert stundenlange Tiertransporte, pre-käre Arbeitsverhältnisse z.B. auf Schlachthöfen, unwürdige Stress-verursachende Massenschlachtungen, schädigt aufgrund der Massentierhaltung das Trinkwasser durch Nitrat3, fördert Antibiotika-Resistenzen allgemein und bei entsprechendem Fleischgenuss direkt im eigenen Körper, was faktisch ein Lebensrisiko darstellt:
    • In Europa sterben jährlich etwa 25.000 Menschen, weil Antibiotika nicht mehr wirken“. „[B]undesweit [werden] jede Minute 112 Schweine geschlachtet… 99 Prozent der Schweine stammen aus konventionellen Betrieben… [Resistenzen sind auch] Folge gnadenloser Preiskämpfe von Discountern und des gesamten Fleischhandels…“ (GN 2017) und dann fällt noch das Stichwort „multiresistente Keime in Gülle“, die auf den Feldern landen… Hm. Geiz ist geil?
    • Die Überschriften gleichen sich: So schreibt der Spiegel über einen Bericht der US-Gesundheitsbehörde CDC im November 2019:
      In den USA sterben jährlich etwa 35.000 Menschen durch antibiotikaresistente Keime“ (Spiegel 2019).
Details: Erläuterungen zu (1) bis (3)

1 „Ein Rewe-Supermarkt in Berlin: Im Kühlregal liegen in Plastikfolie eingeschweißte Fleischstücke: 100 Gramm Schweinenackensteak kosten 50 Cent. In der Gefriertruhe bei Netto findet sich im Angebot eine Großpackung Hähnchenkeulen. 1 Kilo
für 1,24 Euro“ (Abé 2019).

2 Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik geht von „Erhöhungen der derzeitigen Produktionskosten um 13 bis 23% [aus], die allerdings zwischen den Produktionszweigen stark variieren“ (WBA 2015, 39). Wird also komplett auf Bio umgestellt und isst jeder Mensch nur die ärztlich empfohlene Menge, spart er/sie Geld.

3 vgl. dazu Abschnitt Zu viele Tiere auf zu wenig Raum >> Trinkwasserschädigung durch Nitrat, S. 591

  • Und noch einmal gesondert für Deutschland:
    „Bei einer bundesweiten Stichprobe in Supermärkten1 fand der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland [Nabu] kürzlich auf 88 Prozent des abgepackten Putenfleisches antibiotikaresistente Keime2. Die Keime gelangen mit dem Fleisch in die Küchen der Verbraucher, wo es zu einer Übertragung auf den Mensch kommen kann. Damit wächst die Gefahr, dass Antibiotika zunehmend wirkungslos werden – nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums sterben in Deutschland jedes Jahr rund 10.000 Menschen, weil Antibiotika nicht mehr wirken“ (Kopatz 2016, 73-74).
    Und:
    „Sehr verbreitet ist inzwischen sogar die Verwendung von sogenannten Reserveantibiotika – sie sind das allerletzte Mittel gegen multiresistente Bakterien. Durch den Einsatz in deutschen Ställen verlieren sie womöglich bald auch im Krankenhaus ihre Wirkung“ (ebd., 82).

    Update April 2020:
    Greenpeace veröffentlicht eine Studie, der zufolge „[i]n der Schweinemast … in großem Stil das Reserveantibiotikum Colistin eingesetzt [wird]“ (Hamburger Abendblatt 2020). Der Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Dirk Zimmermann „nannte es unverantwortlich, Antibiotika und resistente Keime über die Gülle großflächig auf Äckern zu verteilen. Damit steige das Risiko, dass Bakterien oder ihre Resistenzen Menschen erreichten“ (BR24 2020).

>> vgl. Aspekt, dass Massentierhaltung Zoonosen wie z.B. Covid-19 begünstigen kann, S. 553.

Details: Erläuterungen zu (1) und (2)

1 Der Metzger und Ökolandwirt Sven Lindauer über vermeintlich besonders frisch bzw. gut aussehendes „Fleisch im Supermarkt[. Es] ist immer rot, weil es mit Sauerstoff begast wurde“ (zit. in Albig2020, 109).

2 Die Zahl passt zu der Feststellung des Spiegel, der zufolge „[ü]ber 90 Prozent der Tiere [= Hühner] in ihrem kurzen Leben Antibiotika bekommen, zum Teil bis zu acht unterschiedliche Wirkstoffe“ (Amann et al. 2013, 68).

  • Wenn Bio eigentlich das ‚Natürliche‘ und ‚Normale‘ ist, dann ist die Frage aufzuwerfen, warum eigentlich Bio-Produkte gesondert gekennzeichnet werden – und nicht die umweltschädigenden und Risiko-behafteten ‚konventionellen‘ Nicht-Bio-Produkte, wie Lisa Bauer-Gauss in einem facebook-Kommentar ausführt:
    „Alles, was mit Pestiziden behandelt, mit Zusatzstoffen vollgepumpt oder gentechnisch verändert ist, müsste dementsprechend ausgewiesen sein. Also statt der Kennzeichnung ‚Bio-Tomaten aus Österreich‘ bitte die Kennzeichnung ‚chemisch behandelte Tomaten aus Spanien‘. Statt der Kennzeichnung ‚Bio-Eier aus Freilandhaltung‘ bitte die Kennzeichnung ‚Eier aus Käfighaltung‘. Und statt der Kennzeichnung ‚Bio-Fleisch‘ bitte die Kennzeichnung ‚Fleisch mit Antibiotika‘. Das würde unser Einkaufsverhalten nachhaltig verändern. Von einer Sekunde auf die andere“ (Bauer-Gauss 2018).
  • Bei Lebensmitteln nur noch Bioland und Demeter als Bio-Siegel akzeptieren und/oder auf fairtrade achten – alles andere ist i.d.R. nur lala1, – es geht hier gar nicht ausschließlich um die eigene bessere Ernährung, sondern auch vor allem darum, optimal die ungiftige Pestizid-, Herbizid- und gänzlich Gentechnik-freie sowie bodenwahrende Agrarkultur zu unterstützen2 – und man schützt via Einkauf
    • die Ackerböden (und stützt den Humusaufbau; vgl. S. 567ff.)
    • das Grund- und Trinkwasser (vgl. S. 591ff.)
    • das Tierwohl (vgl. S. 555ff.),
      • sorgt für bessere Bedingungen von Insekten und insbesondere (Wild-)Bienen, d.h. fördert die Artenvielfalt (vgl. S. 673f.) und
      • entzieht den Großkonzernen in Landwirtschaft, Chemie- und Saatgutbranchen den Zugriff und das Kapital (vgl. S. 399ff., Fußnote auf S. 588).

  • Die fatalistische Frage „Was kann ich schon tun?“ ist hier trefflichst und ganz pragmatisch mit „eine Menge kannst Du tun!“ beantwortet.
  • Und wenn die/der ab sofort Bio-Einkaufende es gleichzeitig schafft, künftig keine Lebensmittel mehr wegzuwerfen und Fisch/Fleisch nur noch im gesundheitlich empfohlenen Mengen zu kaufen, dann wird das finanziell in etwa ein Nullsummenspiel.3

    „[J]eder Bundesbürger [wirft] im Jahr durchschnittlich 55 Kilogramm Essen weg.“

>> Mumme 2019, s.a. Abschnitt Eine zweite gute Nachricht: Ernährung der Weltbevölkerung, S. 621f.

  • Mit anderen Worten – und bezogen auf Deutschland:
    Bio kann sich quasi jede*r leisten.
Details: Erläuterungen zu (1) bis (3)

1 Das ist natürlich recht pauschal ausgedrückt, doch gilt zu bedenken: Siegel sind generell eine weitere Methode, Umweltschutz zu privatisieren – worauf der Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) auch explizit hinweist: „Verbraucherinnen und Verbraucher haben es selbst in der Hand, sich für ein Produkt zu entscheiden, das unter menschenwürdigen Produktionsbedingungen, ökologisch und sozial vertretbar hergestellt wurde“ (zit. nach Holdinghausen 2015). Hört dieser Repräsentant der Bundesrepublik Deutschland sich selbst zu? Er erklärt hier, dass in Deutschland zugelassene Standardprodukte i.d.R. unter menschen-unwürdigen Produktionsbedingungen, unökologisch und sozial nicht vertretbar hergestellt werden… Meines Erachtens ist es Aufgabe des Staates, dass – symbolisch gesprochen – kein Blut an in Deutschland zu kaufenden Waren klebt. Stattdessen „prangen mittlerweile so viele[, d.h. mehr als tausend] Unbedenklichkeitsbescheinigungen auf Konsumprodukten, dass selbst Verbraucherschützer den Überblick verloren haben“ (Hartmann 2018, 125). Insgesamt betrachtet sind Siegel m.E. derzeit mehrheitlich eine Art moderner Ablasshandel, lenken vom eigentlichen Problem ab und hemmen Reformen. Und Übersicht schaffen sie auch nicht wirklich: Weltweit gibt es allein für die Tourismusbranche mehr als 150 Nachhaltigkeitssiegel (vgl. fairunterwegs 2020). Machen wir uns klar, dass das auch richtig gut laufen könnte: Ein verlässliches Siegel pro Branche bedeutet bezogen auf Deutschland, dass eine Prüfanstalt dafür sorgt, dass 83 Mio Bürger*innen sich nicht mehr bei jedem Einkauf z.B. im Bereich Textil sich über die Produktionsweise Gedanken zu machen brauchen. Siehe auch „Textil-Siegel im Greenpeace-Check“, online unter https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/e01211-greenpeace-chemie-einkaufsratgeber-textil-siegel-2018.pdf (Abrufdatum 7.6.2020); Mit Labels sieht es ähnlich aus. Im Sommer 2020 wird eine Art Klimalabel für Lebensmittel diskutiert. Die/der Verbraucher*in würde so mittels einer farblichen Kennzeichnung sehen, dass Parmesan im Gegensatz zu Blumenkohl eine ungünstige CO2-Bilanz hat (vgl. Maurin 2020, 8). „Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft erklärte, angesichts der Klimakrise ‚ist eine Politik gefragt, die mutig umbaut und nicht mit einer Flut von Labeln die Verantwortung auf die Verbraucherinnen und Verbraucher abwälzt‘“ (ebd.): Letztlich ist es eine Variante eine Variante der ‚freiwilligen Selbstverpflichtung‘, nämlich ein ‚Seht her wir tun so als tun wir etwas, und das Beste ist: Wir tun niemandem weh.“ Das ist m.E. ein Ablenkungsmanöver, für das wir keine Zeit mehr haben. Gleiches gilt für den ‚Nutri-Score‘, der voraussichtlich im Herbst 2020 in Deutschland eingeführt wird – Unternehmen können sich an dieser Kennzeichnungslabel für Lebensmittel, das farblich von grün = A bis rot = E auf einen Blick zeigt, wie schlimm es um Fertignahrung steht, freiwillig beteiligen (vgl. Verbraucherzentrale 2020). (Man könnte ja auch einfach rote Werte als unzulässig aus den Supermärkten verbannen.) Es könnte möglicherweise vielleicht eventuell passieren, dass eher ein Hersteller von Mineralwasser geneigt ist, sich das Label auf seine Produkte zu drucken, als ein Chipshersteller… Die Verbraucherzentrale bietet eine Grafik fürs Portemonnaie, die Sie davon abhalten wird, Fertignahrung zu kaufen: https://www.verbraucherzentrale.de/sites/default/files/inline-images/Verbraucherzentrale_Naehrwerte_Ampelkennzeichnung_0.jpg (Abrufdatum 2.9.2020).

2 Manuel Klarmann merkt dazu an: „Bio ist besser fürs Tierwohl und für die Böden, und die Bauern sind unabhängiger von der Industrie, was gut ist. Aber klimatechnisch ist es ein Nullsummenspiel, der Methangasausstoß pro Tier ist höher“ (2019, 64). Ein Stück Rindfleisch in Bioqualität hat aufgrund des größeren Flächenbedarfs einen tendenziell höheren CO2-Abdruck, wobei die Bandbreiten je nach Haltungsform sehr unterschiedlich ausfallen (vgl. ifeu 2020, 13). Da es aber insgesamt um eine erhebliche Einschränkung der kohlenstoffintensiven Massentierhaltung zu gehen hat, ist die möglicherweise etwas ungünstigere CO2-Bilanz von Bio-Rindern kein Argument gegen ebendiese – vgl. mannigfache o.g. Vorteile.

3 vgl. Abschnitt Fleisch, Fisch & Ernährung Aspekt Fleisch & gesunde Ernährung, S. 554


Selber kochen:

…auf Basis von frischen Grundnahrungsmitteln (‚Lebensmitteln‘) – industriell hergestellte Fertignahrung als seltene Ausnahme für Renovierungsarbeiten und Notsituationen sehen.

  • Der Sportmediziner Matthias Marquardt empfiehlt grundsätzlich frische Lebensmittel und meint dazu:
    • „Hören Sie auf ihre Nase“ (sic!), schreibt er, die Nase sei „ein formidables Organ zum Beurteilen von Speisen“ und das „seit Jahrtausenden“ (Marquardt 2007, 80 u. 2012).
  • Fertignahrung1 wird zusätzlich „auch noch verarbeitet, gekühlt, getrocknet, mit anderen Produkten kombiniert, verpackt, vorgekocht oder – gebraten und gefroren. Hinzu kommen sehr lange Transportstrecken zwischen diesen Prozessen“ (Kopatz 2016, 76-77). Das sind allesamt Prozesse, die den Einsatz von Energie erfordern.
    • „Schon der Weg des Fleischanteils in der Lasagne von der Schlachtung bis zur Weiterverarbeitung erstreckt sich über halb Europa; dasselbe gilt für die Herstellung von Futtermitteln für die Tierhaltung sowie für Züchtung, Haltung und Transport“ (ebd., 14) und weiter: „Die ‚Europa-Lasagne‘ zeigt: Die systemischen Probleme unserer Wirtschaft und Gesellschaft manifestieren sich sogar in einem banalen Schichtnudelgericht aus der Truhe“ (ebd., 15).
    • Kopatz weist des Weiteren darauf hin, dass „[d]urch die Globalisierung … die Produktionsmethoden gleichermaßen zentralisiert und diversifiziert wurden. Verstrickte Produktions-, Verarbeitungs- und Lieferketten haben ein System organisierter Verantwortungslosigkeit geschaffen“ (ebd., 14).
  • Mahesh Desai, vom Department für Infektion und Immunität des Luxembourg Institute of Health (LIH) wird im Spiegel mit folgenden Hinweisen betreffend die Notwendigkeit, seine Darmbakterien zu schützen, zitiert:
    • Für jeden Menschen ist es ratsam auf industriell verarbeitete Nahrungsmittel zu verzichten und Ballaststoffe aus möglichst vielen verschiedenen Quellen zu verzehren. Man solle nicht nur so viel Obst und Gemüse wie möglich zu sich nehmen, sagt Desai. ‚Wenn man nur Kartoffeln oder eine Sorte Obst isst, dann ist das wahrscheinlich nicht das Allerbeste für die Mikrobiota. Man sollte eine breite Auswahl haben, mit Bohnen und verschiedenen Nüssen.‘ Vollkornbrot, Haferflocken und insbesondere Kleie, das vermeintliche Abfallprodukte aus der Getreidemühle, stecken ebenfalls voller Nahrungsfasern… [und Desai konstatiert:] ‚Pflege deine Bakterien, sonst fressen sie dich‘“ (Blech 2019, 102).
  • Hinsichtlich des Themas Fast Food ist hier nur kurz einzufügen:
    • „Ein Menu aus … [einem großen Burger], mittlerer Portion Pommes, 0,4 Liter Cola und Eis zum Nachtisch enthält 119 Gramm Zucker, Ketchup nicht mit eingerechnet. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt für Kinder und Jugendliche maximal 25 Gramm pro Tag. Mit nur einer Mahlzeit hat ein Kind den Zuckerbedarf von fast fünf Tagen gedeckt.“ Der Autor dieser Sätze, Harald Sükar, vormaliger Geschäftsführer von McDonald’s Österreich, zitiert daneben auch einen britischen Politiker mit den pointierten Worten: „Fast Food ist Kindesmisshandlung“ (zit. in Köppe 2019).2 3


Letztlich entpuppt sich die groteske, klamaukige Satire der französischen Filmkomödie „Brust oder Keule“ (1976, Originaltitel ‚L’aile ou la cuisse‘) mit Louis de Funès als eine erstaunlich zutreffende und dabei reichlich düstere historische Zukunftsvision des heutigen Ist-Zustandes.

Details: Erläuterungen zu (1) bis (3)

1 Der ermäßigte Steuersatz von 7% (Grundnahrungsmittel) statt 19% (Genussmittel) gilt für Produkte, die der Grundversorgung dienen. Die Liste bedarf dringend der Überarbeitung unter Einbezug von Umwelt-, Energie und Gesundheitsaspekten. Empfehlenswert erscheint m.E. zwischen weitgehend unverarbeiteten non-tierischen gesunden Lebensmitteln (7% = Gemüse, Nudeln, Reis, Brot, Nüsse etc.), verarbeiteten, mehr als z.B. fünf Zutaten enthaltenen und CO2-/energieintensiv hergestellten Nahrungsmitteln (19% = tierische Produkte, Tiefkühlkost, Tütensuppen etc.) und sonstigen Genussmitteln (19% oder mehr = Süßigkeiten, Knabberkram, Alkohol, Zigaretten etc.) zu unterscheiden. Es macht insgesamt Sinn, dass Gemüse-basiertes Selbstkochen günstiger ist als Fertignahrung-in-den-Ofen-schieben und der Verzehr von zu viel Fleisch. | Update August 2020: Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) fordert nunmehr ähnliches: Fleisch sei mit 19% zu belegen. „Zugleich könnten die Steuersätze für gesündere und klimafreundlichere Alternativen, etwa Obst und Gemüse, gesenkt werden. Teil des Maßnahmenkatalogs ist zudem eine Zuckersteuer für Limonaden und stark gezuckerte Nahrungsmittel“ (Liebrich 2020). Die so beratende Ministerin Klöckner bedankte sich bei ihrem eigenen Beratungsgremium mit den Worten, „[s]ie wolle keine ‚Ernährungspolizei‘ einsetzen“ (ebd.).

2 Hier darf der Verweis auf die Kino-Doku Supersize Me von Morgan Spurlock aus dem Jahre 2004 nicht fehlen, in der sich Spurlock der damals noch nicht so benannten Challenge aussetzt monatelang morgens, mittags, abends Produkte des besagten Unternehmens zu essen und – wann immer er gefragt wird, ob er die extra große Portion wünsche (‚supersize‘), diese Frage zu bejahen. Er brach das Experiment auf dringenden ärztlichen Rat hin vorzeitig ab.

3 Thema „Reiz des Verbotenen“. Um selbiges nicht zum Tragen kommen zu lassen, rege ich an, mit den eigenen im Grundschulalter befindlichen Kindern (und nur mit diesen!) mal alle halbe Jahr mal in einem der typischen Fast-Food-Ketten-Restaurants einzukehren. Möglichst an einem Alltag, d.h. nicht gekoppelt mit einem besonderen Ereignis à la Zoo oder Zirkus.


Das Thema ‚Eier‘ auf der Reihe haben:

Viele Verbraucher*innen entscheiden sich bewusst dafür, zu (Eierkarton-)Eiern aus besseren Haltungsbedingungen zu greifen. Prima. Aber man sollte sich bewusst machen:

  • „[N]ur ganze Eier [werden] gekennzeichnet, nicht aber jene, die in Fertiggerichten, Backwaren oder Nudeln stecken… Mehr als ein Drittel aller Eier, die wir essen, sind in Fertigprodukten versteckt [und werden mit Chance mit Flüssigei-Tanklastern nach Deutschland gebracht] … Bei Eiern, die bereits im Ausland in Fertigprodukte gemischt werden, ist die Lage vollends unübersichtlich“ (Busse 2010).

    Soll heißen:

    Alle Eier, die wir nicht im Karton kaufen, sondern in Fertignahrungsprodukten, stammen i.d.R. von Hühnern, die – so nicht extra auf der Packung herausgestellt – mutmaßlich ein nicht ganz so schönes Leben hatten. Also genau das ‚Leben‘ hatten, gegen das wir uns mit dem Kauf von ganzen Eiern aus besseren Haltungsbedingungen entschieden hatten.


Die Planetary Health Diet umsetzen:

Gemeint ist damit keine Diät, sondern eine Ernährungsform, die zugleich gesund als auch nachhaltig ist. Die wissenschaftliche Kommission des ärztlichen Fachblatts Lancet hat herausgearbeitet, dass „[d]er Konsum von Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen … ungefähr verdoppelt werden [müsste], der Verzehr von Fleisch und Zucker [im globalen Durchschnitt] dagegen halbiert. Neben der veränderten Ernährungsweise müsste die Lebensmittelproduktion verbessert und Lebensmittelabfälle reduziert werden. [Und:] Der Report zeigt, dass es machbar ist, bis zum Jahr 2050 etwa 10 Milliarden Menschen auf der Erde gesund zu ernähren, ohne den Planeten zu zerstören“ (BzfE 2020, vgl. Abschnitt Ernährung der Weltbevölkerung, S. 620f.). Und wer sich schon gefreut hat, weiterhin ‚erlaubtermaßen‘ immerhin die Hälfte seines Fleischkonsums beizubehalten, wird nachfolgend enttäuscht sein: „Die weltweite Halbierung des Verzehrs von rotem Fleisch würde zum Beispiel für Nordamerika bedeuten, dass nur noch etwa ein Siebtel der heute üblichen Menge verzehrt werden dürfe“ (ebd.). Bei uns ist es ebenfalls deutlich weniger als die Hälfte: „Wer sich zum Beispiel alle zwei Wochen ein kleines Steak gönnt, liegt noch im Rahmen der Empfehlungen“ (ebd.). Nun, angesichts der UN-Einstufung von rotem Fleisch als ‚wahrscheinlich krebserregend‘ (vgl. S. 179) gehe ich mal davon aus, dass das Bundeszentrum für Ernährung hier hoffentlich z.B. ein Antibiotika-Resistenzen-freies Bio-Schweinenackensteak meint.

„In Deutschland würden ernährungsbedingte Treibhausgasemissionen um 63 Prozent sinken, hielten sich die Menschen an Eat-Lancet. Zudem gäbe es 165.000 weniger Todesfälle pro Jahr“ (Bartens 2020).


In der eigenen Wohnung verändern:

  • Duschen statt Baden.
  • „Wenn die [Wohnungs-]Temperatur nur um 1 Grad Celsius gesenkt wird, spart das rund 6 Prozent Energie … Nachts und wenn keiner zuhause ist, sollte die Temperatur in den Wohnräumen um 3 bis 4 Grad Celsius sinken“ (Stiftung Warentest 2008).
  • Stoßlüftung statt Kipplüftung. Mehrmals am Tag sollten die verbrauchte Luft und die Feuchtigkeit etwa fünf Minuten lang durch weit geöffnete Fenster entweichen können. In der übrigen Zeit bleiben die Fenster besser geschlossen. Denn die Wärmeverluste durch ständig gekippte Fenster sind enorm! … [E]ine vierköpfige Familie [kann] durch richtiges Lüften rund 260 Euro Heizkosten im Jahr sparen“ (ebd.).


Im eigenen Haus verändern:

Z.B. Wärmedämmung und/oder Heizung optimieren, elektrische Wärmepumpe anschaffen, Solarzellen auf dem Dach montieren. Als Vermieter*in gleichartige Maßnahmen vornehmen – und fair und sozialverträglich mit Mieten umgehen. (Heizen = 2/3 des Energieverbrauchs von privaten Haushalten, vgl. DUHwelt 2019.)


Einkaufsverhalten ändern:

Einkaufen wie es die Großelterngeneration ihr Leben lang problemfrei getan hat:

  • Mit Einkaufszettel (=Struktur, minimiert Spontankäufe),
  • möglichst immer in den gleichen Läden (Zeitersparnis und verringert ebenfalls Spontankäufe)
  • zu Fuß mit ‚Hackenporsche‘,
  • per Rad mit Fahrradkorb,
  • mit Rucksack,
  • Plastik-, Verpackungs- und Müll-vermeidend auf dem Wochenmarkt,
  • Grundregel: ‚Mehrweg statt Einweg‘ beherzigen,1
  • große Baumwollbeutel oder Rucksack dabei haben,
  • einmalig Baumwoll-Einkaufsnetze für Obst und Gemüse ein Mal käuflich erwerben und dann immer dabei haben, statt die kleinen Einweg-Plastik- bzw. Papiertüten2 zu benutzen,
  • einmalig einen Brotbeutel kaufen oder Brot-Papiertüten stets erneut verwenden,
  • alte Eierkartons dabei haben für lose Eier,
  • unverpackte Dinge kaufen (evtl. im Unverpacktladen)3 4,
  • Tupperdosen mitführen etc. pp. und fies verpackte Waren aus Prinzip stehen lassen –

>> Vgl. dazu Abschnitt Ideen für eine nachhaltige Zukunft, Aspekt Lebensmittelverpackungen, S. 484.

Details: Erläuterungen zu (1) bis (4)

1 „Für die Herstellung einer Plastikflasche wird zweimal so viel Wasser benötigt, wie sie enthält“ (Gonstalla 2019, 87). Und, in ‚Grauer Energie‘ (vgl. S. 94) gerechnet benötigt „[e]ine 0,5 Liter Flasche Mineralwasser … 0,7 kWh Graue Energie – 1.000 Mal mehr Energie als die gleiche Menge an Leitungswasser“ (Grundmann 2018).

2 „Ohne Anteile an Sekundärmaterial und ein Recycling wird eine Papiertüte im Vergleich zu einer rohölbasierten Plastiktüte erst dann ökologisch interessant, wenn diese drei bis vier Mal wiederbenutzt wird“ (DUH 2020), alles über ‚Tütentypen‘ siehe https://www.duh.de/kommtnichtindietuete/tueten-typen/ (Abrufdatum 26.1.2020).

3 Eine interaktive Karte mit sämtlichen Unverpacktläden Deutschlands finden Sie unter: https://reuse-revolution-map.greenpeace.de/index.html#/ (Abrufdatum 24.8.2020). Allein in Hamburg gibt es mittlerweile etwa 25 Unverpacktläden
bzw. Läden, die gezielt Möglichkeiten anbieten, Plastik zu sparen (vgl. ze.tt 2020).

4 Wasser können Sie ebenfalls und zu einem in Relation zu Flaschenwasser unglaublich günstigen Konditionen ‚unverpackt kaufen‘ – in dem Sie Trinkwasser dem Wasserhahn entnehmen und ggf. sprudeln. Das ist in Deutschland gesundheitlich vollkommen ok – derweil schmeckt tatsächlich nicht jedes Leitungswasser gleich gut. Wenn Sie Bottled Water kaufen möchten, dann bevorzugt aus der Region. Sinnvoll ist auch der kurze Check, welches Unternehmen hinter dem Verkaufswasser steckt, denn hier kann man es recht schnell mit einem Unternehmen zu tun bekommen, welches sich nach Auffassung diverser NGOs der Menschenrechtsverletzungen schuldig macht. Film-Empfehlung: Bottled Life – Nestlés Geschäfte mit dem Wasser. Film-Doku von Urs Schnell, 2012 – Haben Sie schon mal von der Wassermarke mit dem m.E. zynischen Namen Pure Life gehört? Nein? Zeit, das zu ändern: https://de.wikipedia.org/wiki/Bottled_Life_%E2%80%93_Nestl%C3%A9s_Gesch%C3%A4fte_mit_dem_Wasser (Abrufdatum 8.6.2020)


Für Fortgeschrittene:

  • Palmöl1 aus Küche und Bad verbannen (vgl. S. 603), d.h. sowohl bei Nahrung als auch bei Pflegeprodukten;
  • Das gleiche gilt für die Ächtung von Mikroplastik2 – hier hilft die Website bzw. App https://www.codecheck.info/ (Website: oben rechts Suchfunktion) sehr – man hat sogar die Chance, sofort das potenzielle Ersatzprodukt zu finden!);
  • Den Kauf von Produkten bestimmter Unternehmen meiden – und nicht mehr nachkaufen. Da reicht schon ein kurzer Blick auf die Website solcher Unternehmen, auf der sie i.d.R. gern ihr Marken-Portefeuille präsentieren (vgl. Fußnote auf S. 189);
  • Klamotten secondhand z.B. auf Flohmärkten kaufen;3
  • bei Solawi (‚solidarische Landwirtschaft‘) Mitglied werden und Gemüse etc. wöchentlich idealerweise zu Fuß oder per Fahrrad im Depot abholen (=möglichst nicht individuell vor die Haustür liefern lassen)4;
  • Repair-Cafés aufsuchen und Geräte reparieren lassen;
  • Upcycling betreiben, also die kreative Umwidmung, Umgestaltung und Kombinierung alter evtl. kaputter Gegenstände;
  • Zero Waste als Ziel anvisieren: Reduce, Reuse, Recycle (vgl. Witt 2018);
  • Bei Tauschkisten und/oder Tauschpartys mitmachen;
  • Waschmittel, Shampoo, Seife, Waschmittel etc. selbst herstellen (u.a. mit Hausmitteln wie Soda, Essig und Zitronensäure);
  • Minimalismus leben – entschlackendes Keep it simple-Leben, das offen macht für die wichtigen Dinge5 (vgl. Bemerkung der Songwriterin Anne Clark in Fußnote auf S. 230).
Details: Erläuterungen zu (1) bis (5)

1 Ausnahme: Codecheck kann hier im Zusammenhang mit Palm leider nur bei Produkten weiterhelfen, die in irgendeiner Form konkret das Wort ‚Palm‘ in der Zutatenliste aufführen, was bei sehr vielen auch der Fall ist. Glycerin hingegen kann, muss aber nicht, aus Palmöl hergestellt werden. Woraus jeweils das Glycerin hergestellt wurde, braucht in Deutschland derzeit bedauerlicherweise nicht angegeben werden.

2 Mikroplastik ist unvermeidbar? „Seit Anfang des Jahres [2017] dürfen in Großbritannien keine Kosmetika [inkl. Shampoo etc.] mehr verkauft werden, die Mikroplastik enthalten… Ab Mitte 2017 tritt ein solches Verbot auch in den USA [!] in Kraft“ (Greenpeace Magazin 2017, 40). Soll heißen: Es geht. Natürlich geht das – bis vor ein paar Jahren ging es auch ohne. Doch so richtig die Vermeidung mikroplastikhaltiger Pflege- und Textilprodukte auch ist: „Es ist der Reifen, nicht das Duschgel“ schreibt der MDR (Watzel 2018). Mit Recht: Der Abrieb von Pkw-Reifen ist mit Abstand die größte Mikroplastikquelle. Weiter in der pro Kopf-gerechneten Top 10: (2) Emissionen bei der Abfallentsorgung | (3) Abrieb von Polymeren und Bitumen in Asphalt | (4) Pellet-Verluste | (5) Verwehungen von Sport- und Spielplätzen (Kunstrasen!) | (6) Freisetzung auf Baustellen | (7) Abrieb von Schuhsohlen | (8) Kunststoffverpackungen | (9) Fahrbahnmarkierungen | (10) Faserabrieb bei der Textilwäsche (vgl. Fraunhofer 2018).

3 Die Textilindustrie „emittierte 2015 mehr als 1,2 Milliarden Tonnen an Treibhausgasen – mehr als alle internationalen Flüge und die weltweite Schifffahrt zusammen. Und 63 Prozent aller bei der Kleidungsproduktion verwendeten Materialien sind Plastik“ (Hage et al. 2019, 13).

4 „In Japan versorgen traditionsreiche ‚Teikei‘ (Partnerschaftshöfe) sogar ein Viertel aller Einwohner“ (Scheub/Schwarzer 2017, 193).

5 Mit gelebtem Minimalismus unterbleibt auch die Fear of Missing out (FoMO).

4 min – Thema Plastik: Jack Johnson: „You Can’t Control it“, 2017

Hochwertig einkaufen:

  • keine Produkte essen/erwerben, die mit dem englischen Wort fast konnotiert sind à la fast fashion, fast food – statt dessen idealerweise Once in your life-Einkäufe tätigen z.B. bei Küchengeräten;
  • Möbel und Kleidung mit dem Anspruch einkaufen, dass sie lange halten und nicht zu Saison-spezifisch aussehen (also allzu schnell aus der Mode kommen);
    • Fast-Fashion1-Läden meiden und wenige, Dumping-freie, hochwertige neue Klamotten von nachhaltigen Labels unter Beachtung von Siegeln wie Fairtrade und GOTS2 erwerben;3
  • mehr Bio einkaufen (insbesondere, wenn es um tierische Produkte geht (>Tierwohl, >Nitratbelastung des Wassers, s.o.), möglichst saisonal und regional4 5 mit kurzen Lieferketten, mehrfach in der Woche kleine, möglichst Mahlzeiten-genaue Lebensmitteleinkäufe z.B. auf dem Wochenmarkt tätigen und nichts mehr wegschmeißen.6 Dann kann man sich problemfrei hochwertiges Essen und das sogar in Bioqualität leisten;7
  • Eingeflogene Lebensmittel auslisten – dazu hält Manuel Klarmann fest:
    „Es geht vor allem um sonnengereifte Tropenfrüchte, frische Beeren, Kräuter und Feigen, aber auch um Fische. Zum Vergleich: Ein Kilo Papayas, die per Schiff aus Brasilien geliefert werden, hat etwa zwei Kilo CO2 auf dem Konto. Kommen die mit dem Flugzeug, sind es neun Kilo.8 … Wobei ich fairerweise sagen muss, dass wir die CO2-Bilanz eigentlich nicht am Gewicht, sondern am Nährwert eines Produkts messen, das ist korrekter, nur als Beispiel hier zu komplex. Und am Endergebnis ändert es nichts“ (2019, 64).
  • Tiefkühlkost meiden – die gesamte Kühlkette ist energieintensiv. Kühlgeräte funktionieren i.d.R. auf der Basis besonders klimaschädlicher Substanzen, die durch Leckagen und insbesondere durch unsachgemäße (Nicht-)Entsorgung in die Atmosphäre gelangen;
  • extrem sparsame Haushaltsgeräte und Smartphones (check it out: ‚Fairfone‘ und ‚Shiftphone‘) für den jahrelangen Gebrauch kaufen, ggf. reparieren und nur ersetzen, wenn sie unwiderruflich kaputt sind;
  • Wenn der energieintensive Wäschetrockner kaputtgeht (und die Kinder ein gewisses Alter haben) diesen nicht ersetzen, sondern Wäsche auf dem Wäscheboden, auf dem Balkon oder draußen trocknen; und,

Details: Erläuterungen zu (1) bis (8)

1 „Laut einer Greenpeace-Studie kaufen die Deutschen inzwischen im Schnitt 60 Bekleidungsstücke pro Jahr und tragen sie nur noch halb so lange – die Produktion hat sich seit 2000 mehr als verdoppelt“ (Hage et al. 2019, 14). „Etwa 40 Prozent der Kleidung in unseren Schränken wird selten oder nie getragen“ (Fischbeck 2020, 4).

2 Diese beiden Siegel werden 2020 in aller Kürze von Greenpeace Energy empfohlen, vgl. „Textil-Siegel im Greenpeace-Check“. in: Greenpeace, 4-2018, online unter https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/e01211-greenpeace-chemie-einkaufsratgeber-textil-siegel-2018.pdf (Abrufdatum 7.6.2020)

3 Ein profundes Argument für den Einkauf von wenigen, dafür aber hochwertigen Klamotten: „Für die Herstellung eines Baumwoll-T-Shirts werden rund 2.500 Liter Wasser benötigt“ (Gonstalla 2019, 87). Zu Siegeln, die Nachhaltigkeit dokumentieren siehe Fußnote auf S. 185).

4 Manuel Klarmann betont in diesem Zusammenhang: „Regionalität ist vor allem sozial nachhaltig, was wichtig ist; Fair Trade gewissermaßen. Aber dem Klima bringt das nicht viel. Und nur, wenn der Kunde strikt saisonal kauft. Zwischen Oktober und Dezember steigt zum Beispiel die Klimabilanz von einem Kilo Tomaten von 0,3 auf 1,7 Kilo CO₂. Schon im November ist Importware aus Südeuropa klimafreundlicher; Dosentomaten übrigens auch. Grund ist die hohe Energie für Gewächshäuser. Im Februar ist die Diskrepanz am krassesten. Ab Mai sollte man Tomaten wieder regional kaufen“ (2019, 64).

5 Zur Frage ‚Apfel außerhalb Erntesaison regional eingelagert oder lieber Neuseeland?“: Apfel, aus der Region im Herbst =
0,3 kg CO2e/kg | Apfel, aus der Region im April = 0,4 kg CO2e/kg | Apfel, aus Neuseeland = 0,8 kg CO2e/kg (‚an der Supermarktkasse‘, vgl. ifeu 2020, 8)

6 s.a. den Aspekt Es gibt genug Nahrung auf der Welt – es wird nur zu viel weggeschmissen, S. 621

7 Hierzu ist auch herauszustellen, dass die Deutschen in den letzten 20 Jahren nur etwa 14% der gesamten Konsumausgaben für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren ausgeben (vgl. Statista 2020), für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke liegt der Wert bei 10,8% – in Frankreich hingegen bei 13,1% (vgl. Statista 2019c).

8 Ananas per Schiff = 600 g CO2e/kg | Ananas per Flugzeug = 15,1kg CO2e/kg (‚an der Supermarktkasse‘, vgl. ifeu 2020, 8); CO2-Fußabdruck von Wintererdbeeren etc. siehe Fußnote S. 271




Die Klimakrise und das sechste Massenaussterben zum Thema machen:

  • Mit Freunden, Bekannten, Zufallsbekanntschaften drüber reden, es zum Thema machen.
    • Dabei lieber ‚Fragen statt Dozieren‘ – oder einfach mal offene Frage stellen wie z.B. ‚Was denkst Du über die Klimakrise?‘ – oder: ‚Was weißt Du über die Klimawandel?‘ – und die Mitmenschen zum Reden und Reflektieren bewegen.
    • Aus der Ich-Perspektive erzählen, wie es mir mit der Klimakrise und dem Artensterben geht.
    • Soweit innerhalb eines guten Gesprächs möglich: Setzen Sie die Themen. Reden Sie nicht aktiv über die Themen der (politischen) Gegner*innen. Geben Sie Schwärmereien über Flugreiseziele keinen Raum mehr. Gehen Sie davon aus, dass Themen an Gewicht gewinnen, je ausführlicher sie behandelt werden.
  • Zeit verschenken mit gemeinsamen (umweltverträglichen) Erlebnissen statt aufwändiger Präsente1, über die sich die/der Gastgeber*in – wenn wir mal ehrlich sind – oftmals nur genau so lange freut, wie die/der Schenkende im Raum ist – und die dann allzu oft ungelesen, ungehört, ungesehen, unbenutzt auf dem Dachboden, im Keller, auf dem Flohmarkt oder im Müll landen. Unsere Wohnungen sind knalledichte voll – und wir haben i.d.R. alles. Alles und noch viel mehr.
  • Vorleben:
    Es macht einen riesigen Unterschied, ob ich mit SUV oder mit dem Fahrrad an der Uni vorfahre, ob Einwegplastikwasser auf meinem Pult steht oder eine langfristig-nachhaltige Stahlflasche (vgl. Abschnitt Was kann ich tun? – Haltung!, S. 165f.)
    Den eigenen suffizienten Lebensstil humorvoll-einladend einbringen (vgl. Folkers/Paech 2020, 203),

Details: Erläuterungen zu (1)

1 Wie viele (meist) materielle Geschenke habe ich in meinem Leben schon verschenkt gesehen, nur deshalb, weil die/der Schenkende ihrem/seinem Geltungsdrang frönte? Hier ging es also eher um die/den Schenkende*n als um die/den Beschenkte*n. Und wieviele geistlos-unpersönliche Geschenke, die nur verschenkt wurden, weil ‚man das so macht‘ werden in Deutschland jährlich gekauft/weggeschmissen? Auch die Beendigung dieser materialistischen Praxis gehört zum Thema ‚Nachhaltigkeit‘.


unsplash/Bernard Hermant
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Im Garten:

Insektenhotels und Bienenstöcke aufstellen. Kies vermeiden – statt dessen ein Pflanzenbuffet für Insekten herrichten, keinen Torf bzw. keine Pflanzerde mit Torf kaufen. (Moore sollen bestehen bleiben bzw. renaturiert werden, weil sie sehr gute CO₂e-Senken sind und umgekehrt ihre Trockenlegung massiv Treibhausgase freisetzt, vgl. Aspekt ‚Moore‘ in Weitere politische Ziele bzw. hochwirksame Maßnahmen zum Klimaschutz, S. 471).



Engagieren:

Veränderung „gelingt tatsächlich nur praktisch, nie appellativ… Es gelingt nur durch praktiziertes Nichteinverstandensein“ (Welzer 2016, 287), d.h. z.B. durch Engagement in Form von:

  • Demonstrationen (vgl. S. 195) | Vorträge bzw. Podiumsdiskussionen | Dokus im Kino mit Freundeskreis besuchen,
  • Teilnahme an Veranstaltungen wie z.B. der Klimawoche, der Wandelwoche o.ä.
  • „Mach Dir immer klar: Du bist nicht allein – auch viele andere fliegen nicht – such Kontakt.“ – so Umweltpsychologe Gerhard Reese (2020; vgl. Netzwerk Stay Grounded, https://de.stay-grounded.org/ (Abrufdatum 9.9.2020)),
  • die/den eigene*n Bundestagsabgeordnete*n um einen Termin für ein persönliches Gespräch bitten,
  • Politiker*innen/Parteien Briefe/Mails schreiben mit gut belegten Argumenten (Quellen unter Brief/Mail angeben – das ist seriös und steigert das Gewicht der eigenen Aussagen) – und, eine Anregung:
  • DokuDinner mit dem Freundeskreis veranstalten (sooo aufwändig braucht das Essen nicht zu sein).

    Und wenn ein bisschen größer gedacht werden soll:
  • eine Klimaschutz-Bürgerinitiative gründen und als solche den Anspruch erheben, den eigenen Stadtteil bis 2030 klimaneutral zu machen – so wie im Frankfurter Ortsteil Riedberg geschehen, vgl. http://www.klimaschutz-initiative-riedberg.de/ (Abrufdatum 2.8.2020, vgl. Wagner 2020).
  • Apropos Demonstrieren: Interessant ist, dass in Deutschland derzeit stets Gelbwesten, bislang aber nicht Stör-Aktionen wie die von Extinction Rebellion gefürchtet werden:
    • „Mir scheint, dass unsere Politik auch deshalb eine stärkere Klimapolitik scheut, weil sie Angst vor Gelbwesten hat.1 Da scheint es mir ein guter Gegenpol zu sein, dass eine zu schwache Klimapolitik dann Extinction Rebellion auf den Plan ruft – auch wenn das nicht meine Art des Protestes ist“, schreibt ein Leser der Süddeutschen Zeitung im klimafreitag-newsletter vom 18.10.2019.
    • Eine interessante Aufforderung zur Selbstreflektion von Michael Hengstenberg zu befürchteten Gelbwesten aufgrund steigender ‚Spritpreise‘:
      • „Die Auto-Traditionalisten sehen soziale Unruhen heraufziehen. Dabei ist den Deutschen der Benzinpreis egal. Sonst würden sie andere Wagen kaufen“ (2019).2
Details: Erläuterungen zu (1) und (2)

1 Macron hat nachfolgend progressiv die Flucht nach vorn angetreten und sehr erfolgreich einen Klimabürgerrat ins Leben gerufen, vgl. S. 488.

2 „Fakt ist: Wäre der Spritpreis eine kritische Größe und von derart existenzbedrohender Bedeutung, wie es Hillebrand und Gesinnungsgenossen beschwören, würden die Deutschen andere Autos kaufen. Es würde nicht Quartal für Quartal steigende Absatzzahlen für SUV geben. Der Lupo 3L, das erste echte Dreiliterauto von Volkswagen, wäre nicht als kompletter Flop in die Automobilhistorie eingegangen. Das Angebot der Hersteller wäre ein vollkommen anderes“ (Hengstenberg 2019).



Rechenzeit zur Verfügung stellen:

(am besten unter der Voraussetzung, dass man Strom aus erneuerbaren Quellen bezieht):

  • Man kann „sich als Bürger-Wissenschaftler*in an der weltgrößten Klima-Modellsimulation beteiligen und die Arbeit der World Weather Attribution unterstützen“ (Otto 2019, 240): www.climateprediction.net.

    Konkret bedeutet das, dass die „Freiwilligen … [dem Team um Friederike Otto] Rechenzeit auf ihren Computern zur Verfügung stellen und damit im Grunde Geld, das sie für eine etwas höhere Stromrechnung ausgeben. Damit steht … [dem Team] der mit Abstand größte Großrechner der Welt zur Verfügung… Würden wir diese Zeit in der günstigsten Cloud kaufen, müssten wir [pro Jahr] sechs Milliarden Dollar dafür ausgeben“ (ebd., 99). Der so entstehende Großrechner errechnet innerhalb weniger Tage, inwieweit ein Extremwetterereignis durch den Klimawandel bedingt gewesen ist – oder auch nicht und gibt damit Politiker*innen, Geschädigten, Rechtsanwält*innen, Journalist*innen und natürlich Forscher*innen wesentliche Informationen und Argumente an die Hand (vgl. ebd.).


Reduzieren:

Letztlich und alles in allem eine Rückkehr vollziehen zu den Tugenden unserer Eltern und Großeltern, beim Einkauf Tüten, Beutel und Eierkartons dabeihaben (vgl. S. 189), no to go, Takeaway meiden bzw. optimieren durch Brotdosen und hochwertige Edelstahl-Trinkflaschen, keine Anschaffungen auf Kredit tätigen, Dänemark statt Dubai-Urlaub, allgemein Überfluss meiden, kurz: zu einem Leben in den Maßstäben der 1970er und frühen 1980er Jahre, optimiert durch die gesellschaftlichen Freiheiten von heute und maßvoll aufgehübscht durch die heutigen Technologien.


>> vgl. LebeLieberLangsam: „Das Hamsterrad – und wie wir da rauskommen“. in:
https://blog.lebelieberlangsam.de/das-hamsterrad-und-wie-wir-da-rauskommen
>> vgl. Hodgkinson, Tom (2009): Die Kunst, frei zu sein. Handbuch für ein schönes Leben. Heyne.
>> vgl. Wringham, Robert (2016): Ich bin raus. Wege aus der Arbeit, dem Konsum und der Verzweiflung. Heyne.


… und um Himmels willen nicht alles auf einmal versuchen: Anfangen, einüben, zur Gewohnheit machen, Pausen einlegen und Durchatmen, Humor in die Sache bringen, Rückschläge als normal akzeptieren (‚Hinfallen. Krone richten – weitergehen.‘) und alles: Schritt für Schritt.


Ein Zwischengedanke:
Die eigene Bequemlichkeit aufkündigen. Konsequenz statt Bequemlichkeit.


Derweil hat man seine eigenen Grenzen zu achten. Ein bisschen raus aus der Komfortzone – klar, wir wollen und sollen ja auch mit den Herausforderungen wachsen. Aber: Ein Burnout dient weder der/dem Engagierten noch der Sache. Daher empfiehlt der Aktivist und Bildungsreferent Timo Luthmann, auf „Nachhaltigen Aktionismus“ zu setzen. Es „geht es darum, was ich als Individuum tun kann, um mit schwierigen Situationen besser umgehen zu können. Um besser in Balance zu bleiben und mehr Energie für einen langen Atem zu haben“ (Luthmann 2019). Es gilt zudem, sich in Bereichen zu engagieren, die dem eigenen Wesen, den persönlichen Stärken und Kapazitäten entsprechen. Nur so wird man langfristig motiviert und gegen Rückschläge resilient bleiben.


Konfuzius sagt:
Es ist besser ein kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen. (zit. nach Schnabel 2018,162)


„Die dritte Säule [der nachhaltigen Resilienz] sind [nach Luthmann] kollektive Resilienzstrategien. Also die Frage, was wir gemeinsam tun können, um nicht auszubrennen… Soziale Bewegungen haben das Problem, dass sie keine starken Institutionen haben. Das bedeutet, wenn Menschen ausscheiden – aus welchen Gründen auch immer – entstehen dort zum Teil riesige organisatorische Lücken. Wissen geht verloren und Netzwerke. Und dann fängt alles wieder von vorne an und der oder die Nächste muss alles wieder aufbauen… Ein ganz wichtiger Faktor ist die Kommunikation: Wie gehen wir miteinander um? Wie reden wir miteinander? Wie wird Wertschätzung verteilt? Wie geben wir Feedback? Wie kritisieren wir uns? Und wie gehen wir mit Konflikten um?“ (Luthmann 2019).

>> Säule 1 ‚Reflexion über soziale Veränderungen‘; Säule 2: ‚individuelle Resilienzstrategien‘ (vgl. Luthmann 2019)
>> siehe Timo Luthmann: Politisch aktiv sein und bleiben. Handbuch Nachhaltiger Aktivismus. Unrast, 2019


Auch eine Luisa Neubauer braucht Pausen:

  • „Ich kann nicht Leuten erzählen, was wir für das gute, ökologische Leben tun sollten und dabei selber vergessen, was das gute Leben ist. Manchmal gehe ich nicht zu einer Konferenz, damit ich mit Freunden Kaffee trinken kann. Manche finden das dann krass und sagen: ‚Total wichtige Leute, total wichtiger Termin!‘ Aber mein Leben ist auch total wichtig. Man muss vorsichtig sein und auf sich selbst achten, weil man sonst mitgerissen wird“ (2019b).
unsplash/Markus Spiske
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Noch ein Wort zu Demonstrationen: Es ist ja im Vergleich zu 1968ff. lange Jahre stark aus der Mode gekommen, auf Demos zu gehen. Und auch ich kenne und verstehe diesen Widerstand in mir, d.h. diesen inneren Schweinehund, der nicht so recht zur Demo möchte. Aber:

  • Demonstrieren ist wie Sportmachen: Es mag mühsam sein, sich aufzuraffen, aber hinterher fühlt man sich prima, versprochen. Und man ist nicht mehr so allein mit dem ganzen Mist. Und man genießt, für seine Ideen und Meinungen sichtbar einzustehen. (Bei der nächsten Demo ist der innere Schweinehund dann schon leiser!)
    • Und wenn man es nicht für sich selbst macht, dann vielleicht aber doch für die eigenen (zukünftigen) Kinder, für die Enkel*innen, für die Neffen, Cousinen – oder für die Kinder von Freunden etc. pp.?
    • „Gleich zu Jahresbeginn können Sie nach Berlin fahren[, einen Akzent setzen und bei der Demo ‚Wir haben es satt‘] mitmarschieren. Parallel zur Grünen Woche, der wichtigsten Messe der weltweiten Agrarindustrie, fordern dort zehntausende Menschen bessere Standards in der Landwirtschaft. Ohne dieses Engagement von Verbänden und Bürgern wüsste heute niemand, was Glyphosat überhaupt ist“ (Kopatz 2019, 16).
    • Fridays for Future-Aktivistin Lynn:
      „Es ist wie Angebot und Nachfrage: Wenn genug Menschen für das aufstehen, was sie wollen, müssen uns die Regierungen zuhören und handeln“ (zit. in Kainz 2019).
      • Diese Einschätzung ist m.E. äußerst zutreffend, denn allzu schnell vergessen wir, wie machtvoll friedliche Massendemonstrationen sein können. Würden die Fridays for Future-Demos regelmäßig die (auf die bundesrepublikanische Bevölkerung hochgerechneten) Ausmaße der Montagsdemonstrationen vom Herbst 1989 in Leipzig erreichen und von einem repräsentativen Bevölkerungsschnitt getragen werden, wäre es der Bundesregierung m.E. relativ egal, was der Vorstand von VW über die Forderungen zu sagen hat.
  • Naomi Klein geht alles in allem davon aus, dass „[n]ur eine soziale Massenbewegung [ähnlich der Anti-Sklaverei- und Bürgerrechtsbewegung] … uns jetzt noch retten [kann]“ (2015, 541).


Wir haben nur rund sieben Jahre Zeit, die Komfortzone zu verlassen:

  • Das Gemeine ist: Nichthandeln führt ins Aus.
  • Das Tolle ist: Handeln bewahrt die Chance.

Zusammenfassung des Abschnitts Was kann Ich tun? – mögliche konkrete Verhaltensänderungen und Aktivitäten

Die Versuche von Politik und Wirtschaft, die Krise zu privatisieren, d.h. die Verantwortung auf die Bürger*innen bzw. Verbraucher*innen abzuwälzen, sind unstatthaft. Gleichwohl entlässt uns Bürger*innen und Verbraucher*innen dies noch lang nicht aus der Verantwortung.

Die Transformationsforscherin Maja Göpel bringt die Dinge, die man abseits des eigenen politischen Engagements – und ohne auf die Politik zu warten – tun kann, auf die wohl kürzeste Formel überhaupt:

Die vier F:

  • Fliegen, Fleisch, Finanzen und Fummel, also Fummel … für Textilien, wo ich natürlich einen Einfluss drauf habe, wo lege ich mein Geld hin, ist das eine Bank, die sich für ökologische und soziale Kriterien interessiert und genau solche Projekte finanziert“ (2020).


In diesem Sinne sind m.E. die vier F bzw. die hier aufgesetzte Top 7

Reiseverhalten ändern. | Mobilitätsverhalten ändern. | Stromanbieter wechseln. | Die Bank wechseln zu einer Ökobank. | mindestens Rindfleisch vom Speiseplan verbannen oder Vegetarier*in oder Veganer*in werden. | Saisonal, lokal und Bio einkaufen, keine Lebensmittel wegschmeißen. | Reduzieren. Keep it simple. Zeitwohlstand statt Konsum.

durchaus Teil dessen, was wir Bürger*innen und Verbraucher*innen – sofern es unsere soziale Situation zulässt – einzubringen haben.


Letztlich sind all diese vorgenannten Handlungsoptionen Schlüssel zu einer grundökologischen Verhaltensweise – Sie alle sind unabhängig von der Frage, inwieweit sie Klimaschutz und sechstes Massenaussterben konkret vermeiden helfen, sinnvoll – und das waren sie schon immer.


9 min – Marc Pendzich: Pecha Kucha „’Wohlstand‘ neu gedacht: Gemeinwohl & soziales Miteinander statt HöherSchnellerWeiter“, gehalten bei der Veranstaltung „Jedes Zehntel Grad, jede Art zählt: Die globale Umweltkrise als Chance“ des Zukunftsrat Hamburg, 16.2.2021 – https://youtu.be/GA4RImiZQsU (Abrufdatum 17.2.2021)

Schlussgedanke zu: Was kann ich konkret tun?

Nun, wir alle können – wo immer das Thema ‚Klimawandel/Massenaussterben‘ aufkommt – folgende von Stefan Aykut stammende Frage in die Diskussion einbringen:

„Wie wollen wir eigentlich zusammenleben in einer Welt, die zunehmend unter dem Zeichen des Klimawandels steht?“

>> Schmidt 2019. Michael Brüggemann fügt dieser Frage zwei weitere hinzu: „Was können wir tun, um diese Welt zu bekommen? [Und:] Wie kann ich meinen Bedürfnissen zum Beispiel nach Genuss oder Selbstverwirklichung nachgehen, ohne das Klima zu schädigen?“ (2019).

Wozu eigentlich weit weg fahren?

aus: Marc Pendzich: Pecha Kucha „’Wohlstand‘ neu gedacht: Gemeinwohl & soziales Miteinander statt HöherSchnellerWeiter“, gehalten bei der Veranstaltung „Jedes Zehntel Grad, jede Art zählt: Die globale Umweltkrise als Chance“ des Zukunftsrat Hamburg, 16.02.2021 – https://youtu.be/GA4RImiZQsU (Abrufdatum 17.02.2021)

Quellen des Abschnitts Was kann ich tun? – mögliche konkrete Verhaltensänderungen und Aktivitäten



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